Business Angels schnallen den Gürtel enger
Auch informelle Wagniskapitalgeber können ihr Geld nur einmal ausgeben. Dementsprechend folgte dem dynamischen 3. Quartal 2011 ein eher müder Jahresabschluss: Die Zahl neuer Gründungsfinanzierungen brach ein, die Investitionssumme fiel auf ein Rekordtief. Am ehesten auf Unterstützung hoffen dürfen Umwelttechniker und Dot.coms.
So zugeknöpft wie im 4. Quartal 2011 gaben sich die privaten Wagnisfinanzierer in Deutschland noch nie. Laut jüngstem Business Angels Panel investierte jeder nur durchschnittlich gut 10 000 €. Im Vorjahresquartal war der Betrag noch fast fünf Mal so groß. Hintergrund ist, dass nur sieben der insgesamt 30 Umfrageteilnehmer überhaupt Geld locker gemacht haben. Das ist die viertniedrigste Quote der vergangenen zehn Jahre. Fünf Mal profitierte ein Jung-unternehmen, dass bisher nicht unter Engels’ Fittichen aufgepäppelt wurde. Bei den verbleibenden zwei Deals handelte es sich um Follow-up-Beteiligungen – es wurden also Gründer unterstützt, die bereits zuvor Geld von einem Wagnisfinanzierer bekommen hatten.
Mitverantwortlich für die dramatische Sparsamkeit der Investoren war das Vorquartal. Hier wurde nämlich vergleichsweise viel ausgegeben (46 600 € pro Engel). Gleichzeitig haben die Engel fast nichts verdient: Von den ohnehin nur zwei Exits verlief einer höchst unerfreulich: Das Unternehmen musste abgeschrieben werden.
Auch im jüngsten Beobachtungszeitraum ist die Divestment-Bilanz wenig motivierend: Zwar konnten sich die Befragten von immerhin sechs ihrer Beteiligungen lösen, dreimal allerdings haben sie dabei nur Erfahrung für sich verbuchen können – eine zählbare Rendite blieb ihnen verwehrt. Bei den verbleibenden Exits handelte es sich um einen “Trade Sale” (Verkauf an einen strategischen Investor – in der Regel ein etabliertes Unternehmen) sowie um zwei “Secondaries” (Verkauf an einen anderen Finanzinvestor).
Dieses Ergebnis wirft einen Schatten auf das noch junge Jahr 2012. Unternehmensgründer dürfen sich nicht allzu große Hoffnungen machen, dass ein Füllhorn über ihnen ausgeschüttet wird. Die Befragten gaben an, inzwischen bereits 62 % ihrer für Angel-Investments vorgesehenen Mittel ausgegeben zu haben. Der Anteil frei verfügbaren Kapitals war in den vergangenen drei Jahren nur einmal etwas niedriger. Erschreckend: Fast jeder zweite Panelteilnehmer hat schon mehr als 75 % seines Pulvers verschossen.
Glücklicherweise sind Business Angels Berufsoptimisten. Trotz der zuletzt miesen Ernte ihrer Arbeit hat sich ihre Laune sogar etwas verbessert. Auf einer Skala von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut) bewerteten sie ihre Geschäftslage mit 5,31 Punkten. Mit Blick auf die Geschäftsaussichten reichte es noch für 5,28 Punkte. Im Vorquartal lagen beide Werte noch gleichauf bei 5,18 Punkten.
Beste Chancen auf die heiß begehrte Förderung durch Business Angels haben aktuell Dot.coms sowie Anbieter von Umwelttechnologien. Sie stehen gemeinsam auf Platz eins der $popup1″. Den Platz drei teilen sich Gründer aus den Bereichen Energie und Medizintechnik. Wenig Hoffnung dürfen sich Chemiker und Finanzdienstleister machen. Sie stehen ganz unten in der Sympathietabelle.
Die Anzahl der erhaltenen Businesspläne ist stark gefallen. Jeder Business Angel erhielt im Durchschnitt gut 14 ausformulierte Geschäftsideen zur Ansicht. Das entspricht in etwa dem langjährigen Mittel. Im Vorquartal waren es allerdings noch fast 24.
Mit der Zahl der Businesspläne sank auch die Zahl der Beteiligungsgespräche. Jeder Investor lud nur noch gut drei Teams zu Verhandlungen ein. Im Vorquartal waren es noch beinahe doppelt so viele. Die europäische Staatsschuldenkrise hat bei den deutschen Business Angels nur wenig Einfluss auf ihren individuellen Investitionsfokus. Gut 72 % lassen sich von überbordenden Haushaltsdefiziten in mehreren Ländern des Euroraums nicht von ihrem angestammten Kurs abbringen.
via VDI nachrichten, sta