Thomas Hoppe ist Unternehmer und Gründer aus Hannover und inzwischen auch als Business Angel aktiv. Vor rund zehn Jahren war er einer der ersten, der für sein Start-up Schülerkarriere die damals neue INVEST-Förderfähigkeit erhielt. Zehn Jahre später schaut Thomas Hoppe im Gespräch mit BAND zurück auf den Anfang seiner Start-up Zeit und insbesondere auf den INVEST – Zuschuss für Wagniskapital.
Lieber Herr Hoppe, schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Mögen Sie sich und Ihren Background einmal kurz vorstellen?
Ich bin Thomas Hoppe, Gründer und Geschäftsführer der Schülerkarriere GmbH und seit 12 Jahren Unternehmer. Meine beiden dualen Betriebswirtschaftsstudiengänge stellen die Grundlage meiner ersten Gründung dar, wobei ich mich auch schon während des Studiums als Handelsvertreter versucht habe und dabei erste Erfahrungen als Selbstständiger sammeln konnte und vor allem: erste Schritte im Vertrieb getan habe, die wichtig waren für meine späteren Gründungen. Aus Erfahrung kann ich sagen: Unternehmertum ist nicht immer leicht und die, die erfolgreich werden, sind meist die Extra-Meile gegangen. Wir von Schülerkarriere haben dreimal unser Geschäftsmodel gewandelt, sind einige Male kurz vor der Insolvenz gewesen aber haben an die Idee geglaubt und stets einen Weg gefunden das Blatt zu wenden, was uns nun nach 10 Jahren zu einer der bundesweit größten Karriere-Plattformen für Schulabsolventen beim Übergang Schule-Beruf/Studium gemacht hat.
Herzlichen Glückwunsch zum 10-jährigen – Wie kam es zur Gründung der Schülerkarriere GmbH?
Vielen Dank, ich bin selbst etwas überrascht wie schnell die Zeit vergeht. Die Grundidee kam mir im Rahmen meines BWL-Studiums als ich im Zuge einer Hausarbeit ein fiktives Unternehmen gründen musste bzw. einen Businessplan für eine Gründung schreiben sollte. Nach dem Studium hat es mich interessiert, ob diese Idee wirklich klappen würde, da ich darin großes Potenzial gesehen habe und es hätte mich geärgert, wenn ich es nicht versucht hätte. Allerdings war ich 2010 noch etwas der Zeit voraus mit meiner Geschäftsidee, dem „umgedrehten Bewerbungsverfahren“, bei welchem Unternehmen sich bei Schülern bewerben sollten und nicht andersherum. 2012 habe ich die Firma neu gegründet, nachdem ich die erste Firma 2011 eingestellt hatte und dabei grundlegend die Geschäftsidee angepasst und u.a. um einen klassischen Stellenmarkt mit Employer Branding Maßnahmen erweitert, wodurch die Firma dann Fahrt aufnahm.
Wissen Sie noch, wie Sie damals auf INVEST aufmerksam wurden und wie die Beantragung der Förderfähigkeit ablief?
Wenn ich mich recht erinnere, war es so, dass ich von der NBank oder HannoverImpuls im Rahmen einer Förderberatung darauf aufmerksam gemacht worden bin. Die Beantragung selbst war recht einfach und ging sehr schnell. Durch die erste positive Erfahrung haben wir den INVEST Zuschuss (damals noch Wagnis Kapital Zuschuss) auch unserem nächsten Business Angel empfohlen, der damit auch bei uns investiert hat. Zudem habe ich den Zuschuss über meine Tätigkeit als Landesvertreter für Niedersachsen vom Bundesverband deutscher Startups auch an andere Startups und Investoren empfohlen, ich war somit ein guter Multiplikator!
Welche Rolle spielte der INVEST – Zuschuss beim Start Ihres jungen Unternehmens?
Mit Hilfe des INVEST Zuschusses haben wir es geschafft, das Investment unseres ersten Angels von anfänglich gut 30.000€ auf 50.000€ zu erhöhen, da er durch den Kickback motiviert war, seine Anteile bei uns zu erhöhen und somit statt der angedachten 3% gleich 5% der Firma zu erhalten und dies für „nur“ 7500€ mehr an eigenem Investment statt der gesamten 20.000€ mehr. Ohne dieses Startgeld wäre Schülerkarriere wahrscheinlich eine Idee geblieben und wohl nie richtig gestartet. Somit bin ich dem damaligen Wirtschaftsminister Philip Rösler sehr dankbar für diesen Zuschuss.
Wie hat sich das Unternehmen dann seit 2012 entwickelt und was ist der aktuelle Status und die größten Herausforderungen?
Wir hatten eine klassische Achterbahnfahrt, von vielen Auf und Abs, wobei die Abs in den ersten Jahren deutlich ausgeprägter waren, da ich als junger und unerfahrener Gründer viel lernen musste. Wir haben einiges an Geld für falsches Personal verloren, was uns immer wieder deutlich zurückgeworfen hat. Generell waren die Investment der Business Angels in Summe sehr gering und lagen bei gut 250.000€ über die gesamten 10 Jahre, wir haben somit sehr lean die Firma aufbauen müssen, was zu Beginn bedeutete, vieles selbst zu machen und mit einigen Praktikanten und Werkstudenten die Idee voranzutreiben. Mittlerweile sind wir zu einer der bundesweit größten Karriere-Plattformen für SchülerInnen angewachsen mit einer Reichweite von gesamt gut 4,5 Mio. SchülerInnen und Kunden vom KMU bis zum Dax-Konzern. Zudem wurden wir vor kurzem vom Bundeswirtschaftsministerium für die Gaia X Struktur der europäischen Union ausgewählt und wir expandieren nun in die D-A-CH- Region. Seit 2018 wachsen wir organisch und sind Cash-flow-positiv, was nicht so viele Startups hinbekommen. Für die europaweise Expansion (über die D-A-CH-Region hinaus) überlegen wir nun eine erste richtige Finanzierungsrunde anzugehen und etwa 1,5Mio. Euro einzusammeln.
Haben Sie auch die (Weiter-)entwicklung des INVEST Zuschusses verfolgt?
Da ich seit einigen Jahren selbst auch als Business Angel aktiv bin und neben Schülerkarriere noch weitere Unternehmen gegründet und teils verkauft habe, habe ich den INVEST Zuschuss stets weiter im Blick behalten und auch weiterhin davon profitiert.
Sie haben es erwähnt: Sie sind nicht mehr „nur“ Gründer, sondern auch Business Angel. Erzählen Sie doch mal wie es dazu kam…
Genau, ich bin seit einigen Jahren auch auf der anderen Seite aktiv und habe in einige Firmen investiert. Mein erstes Investment war eine der bundesweit größten Abiturientenplattformen in Deutschland mit derzeit über 1Mio. Usern, die ich erfolgreich nach rund 4 Jahren wieder verkauft habe – mit einem Faktor von gut 400%. Aber ich habe auch schon zweimal danebengelegen. Zum einen habe ich in eine gemeinnützige Firma investiert, bei der wir 2015/16 geflüchtete Menschen in den Arbeitsmarkt integrieren wollten. Hier wollte ich meine Erfahrung von Schülerkarriere einbringen und dadurch einen gesellschaftlichen Mehrwert leisten, aber wir sind hier an der deutschen Bürokratie gescheitert, obwohl wir u.a. von Google gefördert worden sind und zwei hochrangige Politiker als Schirmherren dabei hatten. Das andere war eine Firma, welche das letzte Meile-Problem lösen wollte, die aber in einer frühen Phase wieder eingestellt worden ist. Ansonsten bin ich recht erfolgreich im Immobilienbereich, sowohl mit zwei Firmen als auch privat investiert und bin derzeit dabei, im Bereich Solar/Wasserstoff eine interessante Firma aufzubauen. Somit habe ich zwar keinen Branchenfokus, aber investiere in Firmen die einen nachhaltigen oder sozialen Mehrwert stiften wollen sowie vor allem ein gutes Gründerteam haben.
Haben Sie auch als Business Angel bereits INVEST genutzt?
Auf Grund meiner finanziell noch begrenzten Mittel investiere ich neben meinem Geld vor allem meine Erfahrung und mein mittlerweile recht breites Netzwerk in Politik und Wirtschaft in die Firmen. Letzteres ist leider nicht förderfähig und das finanzielle Investment war entweder zu gering, als dass die Förderung möglich gewesen wäre oder die Firma selbst hat leider nicht die Kriterien erfüllt, sodass ich selbst leider noch nicht als Investor die Förderung in Anspruch nehmen konnte.
Rückblickend betrachtet: Wie hilfreich ist das INVEST Programm für Sie?
Ohne die Förderung wäre Schülerkarriere nicht da, wo es heute steht, da wir sonst ein deutlich geringeres Anfangsinvestment erhalten hätten, was den ersten Aufbau der Firma deutlich erschwert oder sogar unmöglich gemacht hätte. Ich finde die Grundidee der Förderung gut, Investments in junge, innovative Startups zu fördern und somit das Wagniskapital in diesem Segment etwas zu hebeln. Immer noch haben wir leider zu wenig neue Gründungen in Deutschland, was aus meiner Sicht vor allem der mangelnden finanziellen und wirtschaftlichen Grundbildung in allgemeinbildenden Schulen in Deutschland geschuldet ist. Neben der finanziellen Förderung durch Instrumente wie der INVEST Zuschuss wäre somit eine Art „Aufklärung“ in Schulen wichtig, dass Unternehmertum und die sich durch Wettbewerb ergebende Innovationskraft nichts „Böses“ ist, sondern die Grundlage unseres Wohlstandes und wenn wir diesen Motor verlieren oder auch durch falsche Vermittlung von Wissen in Schulen der jungen Generation davon abraten den Weg in Selbstständigkeit zu wagen, wird es schwer unseren Wohlstand aufrecht zu erhalten.