11. Juli 2013

Erwiderung auf den aktuellen Kommentar der Deutsche Bank Research zum Investitionszuschuss Wagniskapital

Deutsche Bank Research kritisiert in ihrem aktuellen Kommentar, dass der Investitionszuschuss Wagniskapital, der einen Anreiz schaffen will, mehr Business Angels für Investitionen in Start-ups zu begeistern, „erhebliche Streuverluste“ riskiert. Niemand könne in der frühen Phase einer Unternehmensgründung den Erfolg bereits vorhersagen, so die Argumentation.

Unstreitig ist, dass sich der Erfolg eines Start-ups nicht sicher prognostizieren lässt. Gerade deshalb sind Business Angels so wichtig und unverzichtbar, eben weil sie bereit sind, genau dieses Risiko auf sich zu nehmen. Gleichzeitig prüfen sie sehr genau, ob das Unternehmen Potential und Wachstumschancen hat. Schließlich investieren sie ihr eigenes Geld. Wer – wie der Kommentar der Deutsche Bank Research suggeriert – davon ausgeht, dass Business Angels in „volkswirtschaftlich unbedeutende Nischen“ investieren, nur weil diese „liebenswert“ sind, hat das Geschäftsmodell der Business Angels nicht verstanden. Business Angels sind weder Hasardeure noch Liebhaber, sondern betreiben ein Geschäft – zugegeben mit Spaß an den motivierten Gründerteams und an spannenden Geschäftsideen -, das Rendite bringen soll.

Der Start vieler innovativer Ideen wäre ohne Business Angels Kapital niemals möglich gewesen, aber umgekehrt sind auch viele innovative Geschäftsideen mangels Business Angels Kapital nicht zum Fliegen gekommen. Business Angels sind die Investoren in die Zukunft einer Volkswirtschaft.

Es hat also nicht nur „Charme“, wie die Kommentatoren gnädig zugestehen, wenn die Bundesregierung die Business Angels stärkt, sondern ist genau der richtige, volkswirtschaftlich begründete Ansatz. Deutschland braucht mehr Business Angels, die innovative Start-ups in den Markt bringen. Die USA zeigen, dass es einer Vielzahl von Gründungen bedarf, sie bilden die Basis und schaffen das Klima, aus denen heraus sich dann im Wettbewerb die innovativen Marktführer entwickeln. Hinzukommt, dass Start-ups, die einen Business Angel an Bord haben, deutlich schneller wachsen und erfolgreicher sind, als Gründungen ohne Business Angels Kapital und Know-how, wissenschaftliche Studien belegen diesen Sachverhalt ebenso wie die Tatsache, dass Business Angels in der Regel in Unternehmen, die durch einen hohen Innovationsgrad gekennzeichnet sind, investieren (siehe ftp://ftp.zew.de/pub/zew-docs/gutachten/businessangel-endbericht.pdf‎).

Bei ihren Gegenvorschlägen flüchten die Kommentatoren in Gemeinplätze, wollen „tief-verankerte institutionelle Normen“ und „gesellschaftliche Einstellungen“ verändern. Konkrete Lösungen, die dann – wie von ihnen gefordert – ohne Streuverluste funktionieren, bleiben sie schuldig.
Deutsche Bank Research erstellt nach eigenen Angaben „hoch qualifizierte Analysen“. Zumindest im Blick auf den aktuellen Kommentar zum Investitionszuschuss Wagniskapital muss diese Selbsteinschätzung in Frage gestellt werden.

Gleichwohl ist dieser Kommentar ein Indiz mehr für die Tatsache, dass es vermehrter Anstrengungen bedarf, die wissenschaftliche Forschung über Business Angels und ihre Aktivitäten zu intensivieren, um den Markt transparenter zu machen und das Wissen über die Arbeit und Wirkmächtigkeit der Business Angels zu mehren. Sowohl Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND) – Verband der Business Angels und ihrer Netzwerke in Deutschland – als auch Business Angels Europe (BAE), European Confederation for Angel Investing, sehen diese zentrale Herausforderung und werden Anfang Dezember 2013 in Berlin dazu wissenschaftliche Tagungen durchführen.