13. Oktober 2014

Deutscher Business Angels Tag 2014: Angel Investoren denken jetzt global


Positive Signale sendet der Deutsche Business Angels Tag 2014, zu dem sich am 12. und 13. Oktober in München die Szene der Start-up Finanzierung traf. Der alle zwei Jahre stattfindende europaweit größte Kongress seiner Art konnte nach Darstellung des Veran-stalters, Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND), mit mehr als 500 Teilneh-mern und 150 Ausstellern seinen Spitzenplatz bestätigen. Nach Jahren der Stagnation scheint der Knoten in der Frühphasenfinanzierung in Deutschland geplatzt zu sein. Die Zahl der „Angels“, die neben Geld den jungen Unternehmen auch Know-how zur Verfügung stellen, aber auch das Volumen an Investitionen, ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Nach einer Studie des ZEW in Mannheim gibt es zurzeit ca. 7.500 Business Angels in Deutschland, die jährlich 650 Mio. Euro in Start-ups investieren. Eine frühere ähnliche Untersuchung im Jahre 2007 hatte hingegen noch zwischen 3.000 und 5.000 Angels geschätzt, die 190 Mio. Euro jährlich finanzieren.

Die Ursachen sind nach Auffassung von BAND Vorstand Ute Günther vielfältig. Neben der allgemeinen Schwäche auf dem Anlagenmarkt spielen neue staatliche Instrumente wie der 20 prozentige „INVEST – Zuschuss für Wagniskapital“ oder der „European Angel Fund (EAF)“ eine Rolle. Aber auch der High-Tech Gründerfonds und der KfW ERP Fonds haben die Funktion von Angels als Mitinvestoren schätzen gelernt. Insbesondere im IT Bereich gibt es vermehrt ehemalige Gründer, die nach Veräußerung ihres Unternehmens nun als Angels unterwegs sind und den großen Vorteil haben, genau zu wissen wie ein Start-up tickt.

Kein Wunder, dass sich die Engel nun zu neuen Ufern – im wahrsten Sinne des Wortes – wagen. Für viele ist es selbstverständlich, nicht nur in der Seed-Runde, sondern auch danach noch, in Folgerunden in das Unternehmen zu investieren. Will das Beteiligungsun-ternehmen wirklich groß werden, muss es die globalen Märkte angehen. Das bedeutet auch für die Begleitung durch die Angels neue Herausforderungen, die auf dem Kongress intensiv diskutiert wurden. Das Motto der Veranstaltung „From local to global“ gilt aber auch für die andere Richtung. Ausländische, insbesondere anglo-amerikanische Investoren, beleben den deutschen Markt. Auch damit muss man umgehen und kann einiges von reiferen Märkten lernen. Dabei wird man im Einzelfall auch hinnehmen müssen, dass ein Unternehmen seinen Sitz in das Land verlagert, aus dem der Investor kommt; Silicon Valley lockt. „Nur darf dies keine Einbahnstraße werden“, warnt BAND Vorstand Roland Kirchhof. „Denn dann würde zu viel Know-how abfließen und für die deutsche Volkswirt-schaft verloren sein.“ Deswegen muss weiter an den Rahmenbedingungen gearbeitet werden und die ganze Finanzierungskette von Crowdinvesting über Business Angels, Ven-ture Capital bis hin zum Börsengang, in die politische Betrachtung einbezogen werden. Geld genug sei in Deutschland vorhanden, es muss nur in die richtigen Bahnen gelenkt werden.

1 ftp.zew.de/pub/zew-docs/gutachten/Business_Angel_April_2014_final.pdf – 2014-04-14