04. Juni 2024

Female Funding ‘24: die Finalistinnen im BAND Interview


Im Rahmen der Women Angels Mission ‘25 fand am 20. Februar die diesjährige Ausgabe des Female Funding Events – dieses Mal in erfolgreicher Kooperation mit encourageventures e.V. und dem Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) – mit mehr als 150 Teilnehmer*innen statt und es haben sich noch einmal mehr female Start-ups um die begehrten Pitch-Plätze beworben als in den Jahren zuvor: Über 200 Teams wollten ihre Ideen präsentieren. Ein Screeningkomitee von erfahrenen Angel Investor*innen hat im Vorfeld entschieden und die Top 10 Start-ups gewählt. Während des Events durfte dann noch im Public Voting entschieden werden, welches Team den besten Pitch gezeigt hat. Um zu erfahren, wer hinter den Top zwei Teams des diesjährigen Female Funding Events steckt, hat BAND die beiden Gewinnerinnen zu einem Interview eingeladen.

Herzlichen Glückwunsch an Sie, liebe Frau Schöwel (CEO & Co-Founder MyoPax GmbH) und Frau Walch (Co-Founder, Geschäftsführende Gesellschafterin Soluterials GmbH), zu den großartigen Platzierungen Ihrer Start-ups beim diesjährigen Female Funding ‘24-Event. Sie beide haben große Wertschätzung erfahren, indem Ihre Unternehmen nicht nur vom Screeningkomitee im Vorhinein in die Top 10, sondern auch von der Online-Community während des Events auf die beiden ersten Rankingplätze gewählt worden sind.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen und dieses Interview mit mir führen.

BAND: Könnten Sie sich kurz vorstellen? Seit wann gibt es Ihr Unternehmen?

Christina Walch: Wir sind Soluterials, ein Start-up, das im Dezember 2020 gegründet wurde. Unser Fokus liegt auf der Herstellung eines innovativen Aluminiumwerkstoffs auf Reinaluminiumbasis, unserem SoluteriAL, der sowohl nachhaltig ist als auch mit seinem einzigartigen Eigenschaftsprofil alle bestehenden Aluminiumlegierungen übertrifft. Unser Direktvertrieb an B2B-Kunden ermöglicht uns, maßgeschneiderte Partnerschaften zu schaffen und die einzigartigen Anforderungen verschiedener Branchen, darunter Elektronik, E-Mobilität und Luft- und Raumfahrt, zu verstehen. Wir bieten nicht nur ein Produkt, sondern fördern eine nachhaltige Zukunft, indem wir Effizienz, Integration und Innovation ermöglichen und gleichzeitig lokale Lieferketten stärken. Mit SoluteriAL schaffen wir nicht nur hochwertige Produkte, sondern auch nachhaltige Lösungen.

Verena Schöwel: Mein Name ist Verena Schöwel-Wolf und ich bin Geschäftsführerin bei MyoPax, ein noch sehr junges Biotechnologie-Unternehmen mit Sitz in Berlin und Kopenhagen. Wir sind eine Ausgründung aus der Charité und dem Max-Delbrück-Center als Teil der Helmholtz-Gemeinschaft. Ich bin ausgebildete Ärztin und habe viele Jahre in dem Krankheitsbereich klinisch und wissenschaftlich gearbeitet, dem sich auch die MyoPax widmet. Ich habe einen MBA gemacht, der sich mit dem speziellen Markt, in dem wir uns befinden – Arzneimittel für neuartige Therapien – beschäftigt. Außerdem habe ich Gründungserfahrungen im Non-Profit-Bereich.

BAND: Elevator-Pitch: was ist Ihr Geschäftskonzept in einem Satz?

VS: Unser Thema ist der Skelettmuskel und Muskelkrankheiten. Es sind eine unglaubliche Vielzahl von verschiedenen Erkrankungen: Sie können angeboren sein, durch ein Trauma entstehen oder es kann auch ein genetisches Problem geben. Und sogar lokaler Muskelschwund kann zu schwerwiegenden Ursachen haben: z.B. dass man nicht mehr selbstständig atmen kann, dass man nicht kontinent ist, dass man nicht laufen oder sich nicht selbst versorgen kann. Und da gibt es wenige therapeutische Möglichkeiten derzeit. Aber der Muskel hat einen unglaublichen Vorteil: Er hat eigene Stammzellen, die Satellitenzellen, die zwischen Muskelfasern sitzen und dafür sorgen, dass wir alle prinzipiell bis ins hohe Alter Muskeln regenerieren können. Und wir machen uns nun diese Stammzelle zunutze und wollen anhand dieser hochwirksame regenerativen Therapien für diese verschiedenen Muskelkrankheiten sehr passgenau entwickeln.

CW: SAVE & INNOVATE: Wir unterstützen nachhaltig die Industrie mit unserem einzigartigen reinen multifunktionalen Hochleistungsaluminium »SoluteriAL«, welches nachhaltig die Materialindustrie revolutioniert, Innovationen – insbesondere in elektrotechnischen Anwendungen – ermöglicht, CO2 reduziert und lokale Lieferketten stärkt.

BAND: Was ist das Ziel Ihres Unternehmens und welche Vision haben Sie für die Zukunft?

CW: Im Einklang mit der Vision der EU ist Soluterials bestrebt, eine nachhaltige Industrie voranzutreiben, Innovationen zu fördern, aktiv zur Erreichung der Klimaziele beizutragen und gleichzeitig regionale Lieferketten zu stärken. Unser Angebot zeichnet sich durch Innovation, Nachhaltigkeit und effiziente Produktionsmethoden aus. Wir sind bestrebt, die lokale Industrie zu fördern und gleichzeitig die Grenzen von Lösungen für metallische Werkstoffe neu zu definieren, um neue Möglichkeiten in nachgelagerten Branchen zu schaffen. Unser Ziel ist es, dauerhafte Win-Win-Partnerschaften mit unseren Kunden aufzubauen, indem wir der Nachhaltigkeit in der gesamten Produktionskette, von der Rohstoffbeschaffung bis zur Produktnutzung, Priorität einräumen.
Wir bei Soluterials stellen uns eine Zukunft vor, in der die nachhaltige Industrialisierung eine Kraft für positive Veränderungen ist. Als Katalysator für Innovationen ist es unser Ziel, Werkstofflösungen für den Metallwerkstoffmarkt anzubieten, die aktiv zur Erreichung der Klimaschutzziele beitragen. Im Mittelpunkt unserer Vision steht die Bereitstellung maßgeschneiderter Halbzeuge aus unserem patentierten SoluteriAL-Werkstoffsystem.

VS: Die Innovation ist eine Ausgründung der Charité Universitätsmedizin und dem Max-Delbrück-Center. Es ist eine Innovation, eine Findung, die generiert wurde in der Arbeitsgruppe meiner Mitgründerin, Professorin Simone Spuler. Und als klar wurde, dass da eine Technologie ist, die das Potenzial zu einer echten Therapie zu werden, haben wir uns vor vielen Jahren schon alle gemeinsam in einer großen vereinten Anstrengung aus Wissenschaftlern und Ärzten und regulatorischen Hilfen, aber auch des Tech-Transfers, aufgemacht, daraus ein Arzneimittelprodukt zu generieren. Wir sind sehr dankbar und auch stolz darauf, durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Else Kröner-Fresenius-Stiftung eine Förderung zu erhalten, die uns die erste klinische Studie für eine seltene Krankheit von Kindern ermöglicht. Mit dem Wissen, dass das in die Klinik geht, haben Simone Spuler und ich, jetzt mittlerweile sind wir drei Gründerinnen mit Diane Seimetz, auf den Weg gemacht, um nicht nur, eine wissenschaftliche Weiterentwicklung zu ermöglichen, sondern eben auch gleichzeitig flankierend dafür zu sorgen, dass wir ein marktfähiges Produkt entwickeln, was dann wirklich beim Patienten ankommt und eine Vielzahl von Patienten erreichen kann. Das ist das Ziel des Unternehmens.

BAND: Nehmen Sie öfters an Pitch-Events teil? Erachten Sie dieses Format als wichtig für die Visibilität Ihres Unternehmens?

VS: Es gibt verschiedene Pitch Events, die Business Plan Entwicklung ermöglichen und das hat sehr geholfen, den marktwirtschaftlichen Gedanken zu schärfen. Andererseits ist es eine tolle Möglichkeit, unterschiedliche Netzwerke zu erschließen. Auf regionalen Events lernt man ganz andere Leute kennen, als bei Events im Pharma oder Venture Capital Bereich. Es war bei euch ganz großartig, speziell Business Angels ansprechen zu dürfen.

CW: Ja, wir haben in der Vergangenheit regelmäßig an Pitch-Events teilgenommen und betrachten dieses Format als äußerst wichtig für die Visibilität unseres Unternehmens. Jedes dieser Events hat uns wertvolle Erfahrungen beschert und uns nachhaltige Kontakte ermöglicht, sei es auf der Kundenseite, mit potenziellen Investoren oder auch Journalisten. Angesichts dieser positiven Erfahrungen haben wir uns entschieden, diese Möglichkeit zukünftig verstärkt zu nutzen, sowohl online als auch offline. Wir sind davon überzeugt, dass dies dazu beitragen wird, unsere Präsenz weiter zu stärken und unser Netzwerk auszubauen.

BAND: Haben Sie über unser Event Kontakt zu Angel Investorinnen aufnehmen können? Wofür benötigen Sie im Moment Kapital?

CW: Auch hier ein klares “Ja“. Durch Ihr Event konnten wir tatsächlich einige vielversprechende Kontakte zu Angel Investorinnen herstellen. Diese Beziehungen sind für uns besonders wertvoll, da wir aktuell auf der Suche nach Kapital für unsere bevorstehende zweite Finanzierungsrunde sind. Wir planen, gegen Ende 2024 / Anfang 2025 eine größere Finanzierungsrunde in Höhe von etwa 5 Millionen Euro abzuschließen. Wir laden potenzielle Investoren ein, Teil unserer Mission in der Aluminiumrevolution zu werden, und ermutigen sie, direkt mit uns in Kontakt zu treten. Wir sind davon überzeugt, dass gemeinsame Partnerschaften uns dabei helfen werden, unsere Ziele zu erreichen und unsere Vision zu verwirklichen.

BAND: Haben Sie bereits eine/n Angel Investor*in?
Wenn ja:
a. wie würden Sie Ihr Verhältnis beschreiben?


CW: Wir sind unseren aktuellen Business Angels (BAs) außerordentlich dankbar und schätzen ihren Glauben an uns sowie ihre aktive Unterstützung auf rechtlicher, technischer und kaufmännischer Ebene sehr. Unsere Beziehung zu unseren BAs ist äußerst konstruktiv; sie stehen uns bei Fragen stets mit Rat und Tat zur Seite. Ihre Unterstützung reicht weit über finanzielle Mittel hinaus; sie haben uns nicht nur sehr früh mit ihrem Glauben an uns unterstützt und ermutigt, sondern sind auch in einer sehr frühen Phase als Investoren eingestiegen, was zweifellos Mut erforderte. Ihre Investitionen – gemeinsam mit unseren Eigenmitteln – waren sozusagen die finanziellen Wurzeln unseres Unternehmens. In Kombination mit unserem Fachwissen und Engagement sind wir nun bestens gerüstet, um unser Unternehmen zu skalieren. Zusätzlich steht kurzfristig unser Second Closing an, das im Rahmen unserer ersten Finanzierungsrunde vereinbart wurde. Dabei werden wir unseren Gesellschafterkreis u.a. um zwei weitere BAs erweitern, und wir freuen uns bereits sehr auf die gemeinsame Arbeit.

BAND:
b. Wie haben Sie sie/ihn gefunden? Wie hat der Entscheidungsprozess stattgefunden?

CW: All unsere BAs haben wir durch unser Netzwerk gefunden. Schnell war für uns klar, dass wir gerne mit diesen Personen zusammenarbeiten würden, da einfach alles passt: ihr Fachwissen, ihre vorhandenen Netzwerkkontakte, ihr Mut und ihre Vorstellungskraft, unsere Vision umzusetzen, sowie ihre Tatkraft, uns aktiv zu unterstützen. Zusätzlich stimmt auch menschlich die Chemie. Der Entscheidungsprozess war geprägt von einem gegenseitigen Kennenlernen, Austausch von Ideen und Visionen, und letztlich dem Vertrauen, dass eine erfolgreiche Partnerschaft möglich ist.

BAND: Welche Formate wären für Sie wichtig, um mit potenziellen Angel Investor*innen in Kontakt zu kommen? Haben Sie Wünsche?

VS: Uns hat es geholfen, dass es zunehmend in den Universitäten Formate gibt, die einen vorbereiten: also nicht nur wissenschaftlich zu denken, sondern wirtschaftlich (wie das BIH-SPARK Programm oder Helmholtz Enterprise). Und das ist insbesondere in Biotechnologiebereichen, wo die Phasen der Entwicklung lange dauern, wichtig. Und jetzt nach der Gründung war es für uns zentral, uns dem BioInnovation Institute in Kopenhagen anschließen zu können. Und ansonsten gehen wir gern auf Konferenzen, zum Beispiel den Deutschen Business Angels Tag in Mainz.

CW: Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Netzwerktreffen, die gerne auch themenübergreifend sein können, unglaublich hilfreich sind. Dabei ist aus unserer Sicht ein Mix aus Live-Veranstaltungen, z.B. mit Panel-Diskussionen und anschließendem informellen Ausklang, und Online-Events, wie die Pitch-Session, ein optimales Format, um in Kontakt zu kommen.

BAND: Was möchten Sie in fünf Jahren erreicht haben?

VS: Das Naheliegendste ist, dass das erste Produkt tatsächlich in die Klinik geht und das ist das, auf das wir alle hinfiebern. Fernerhin sind wir alle schon gemeinsam auch mit der Arbeitsgruppe dahin bestrebt, wieder neue Technologien und Kombinationen daraus zu entwickeln. Wir sind dabei, schon die nächsten klinischen Studien vorzubereiten, damit wir die Innovation als Plattformtechnologie auf der einen Seite so breit wie möglich, gleichzeitig aber sehr passgenau  für die vielen verschiedenen Muskelkrankheiten nutzen können.

Wir möchten für die erste klinische Indikation, die eine seltene Kinderkrankheit betrifft, eine Marktzulassung in Europa bekommen und weitere klinische Studien und potentielle Marktzulassungen auf den Weg gebracht haben- es soll eine Plattform für Muskelregenerative Therapien entstanden sein.  

CW: In fünf Jahren streben wir nach weitreichenden Zielen. Neben dem Aufbau unserer eigenen industriellen Produktion, den wir bereits in Angriff genommen haben, ist es unser Ziel, SoluteriAL erfolgreich im Markt zu etablieren, um einen Innovationszyklus anzustoßen. Um einen bedeutenden Impact zu erzielen und der zu erwartenden Kundennachfrage gerecht zu werden, planen wir, in den kommenden fünf Jahren sukzessive ein Lizenzierungsmodell einzuführen. Unser langfristiges Ziel ist es, ein fester Bestandteil der Aluminiumindustrie zu werden und mit SoluteriAL einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.
Unsere Vision reicht über kurzfristiges Denken hinaus und zielt darauf ab, die Herausforderungen auf nachhaltige Weise anzugehen, den globalen Vertrieb des Materials zu fördern und einen unendlichen Recyclingkreislauf zu schaffen. Wir streben danach, dass die Welt in den nächsten fünf Jahren durch unsere Bemühungen ein Stückchen besser wird, und dieser Effekt wird sich mit jedem industriellen Einsatz von SoluteriAL weiter verstärken!

Vielen Dank für Ihre Zeit und die Beantwortung meiner Fragen.
Alles Gute für die Zukunft!