23. August 2024

Unterstützung von Start-up-Investments durch Angels im Vereinigten Königreich


Das Vereinigte Königreich gehört zu den Start-up-Hochburgen Europas. Seine Vorreiterrolle hängt auch mit der staatlichen Unterstützung der Business Angels zusammen. Um die Unterschiede, zu der Förderung in Deutschland, besser zu verstehen, hier ein Überblick über die Fördermechanismen im Vereinigten Königreich:

Die wohl bekanntesten Fördermechanismen im Vereinigten Königreich sind das Enterprise Investment Scheme (EIS), aus 1994, und das Seed Enterprise Investment Scheme (SEIS), aus 2012. Sie bieten für Investoren in risikoreiche Startups deutliche Steuererleichterungen.

Das EIS ist gedacht für Investitionen in mittelgroße Start-ups während das SEIS für Investitionen in Unternehmen in der Frühphase geeignet ist. Bei EIS können Investoren bis zu 1 Million £ pro Steuerjahr investieren, um 30 % Einkommenssteuererleichterung zu erhalten. Bei SEIS sind es bis zu 200.000 £ pro Steuerjahr für eine Einkommenssteuerermäßigung von 50 %. Sowohl bei EIS als auch bei SEIS zahlen Anleger keine Kapitalertragssteuer auf Gewinne, die sie aus dem Verkauf ihrer Anteile erzielen, solange sie die Anteile mindestens drei Jahre lang gehalten haben. Bei beiden Programmen ist also Steuererlass (Relief) möglich. Zusätzlich gibt es noch einen Steueraufschub (Deferral Relief) in beiden Förderungen. Dies besagt beim EIS, dass ein Aufschub der Kapitalertragssteuer genutzt werden kann – Investoren können die Kapitalertragssteuer auf jedwede veräußerte Vermögenswerte aufschieben, wenn der Gewinn in EIS-Unternehmen investiert wird, bis diese wiederum veräußert werden (Rollover Relief). Beim SEIS wiederum können in Form eines Wiederanlagesteuererlasses 50% der Kapitalgewinne aus Veräußerung jedweder anderer Vermögenswerte von der Steuer befreit werden, solange die Gewinne im Steuerjahr in SEIS-Anteile reinvestiert werden (CGT Reinvestment Relief).

Diese Vorteile sind nur einige aus einer Handvoll Steuervorteilen, die durch diese Mechanismen gefördert werden. Seitdem das EIS 1994 gestartet wurde, wurden bis in 2020 laut britischer Regierung 24 Milliarden £ in ca. 33.000 Unternehmen investiert. Seit 2012/2013, ebenfalls bis 2020, erhielten 13.800 Firmen ca. 1,4 Milliarden £ durch das SEIS. Eine Studie aus dem Jahr 2013 bestätigt den Erfolg solcher Steueranreize, denn 74% der Business Angels erklären, dass diese Anreize signifikante bis hochsignifikante Beweggründe seien, um sie zu einem Investment zu überzeugen. In 2014 gaben 8 von 10 der Befragten darüber hinaus an, diese Vorteile genutzt zu haben.

Nebst diesen bekannten Steueranreizen gibt es im Vereinigten Königreich auch einen Venture Capital Trust (VCT) und staatlich unterstützte Fonds, wie den Angel CoFund, gemanagt von der British Business Bank. Während der auslaufende EAF (European Angels Fund) sein Kapital an Investoren weitergibt und mittelbar über sie investiert, investiert der CoFund zusammen mit einem Syndikat von Angels direkt in Unternehmen. Darüber hinaus bestehen F&E- und Innovationszuschüsse, wie das Programm Innovate UK, oder weitere steuerliche Anreizsysteme wie die Patent Box, die niedrigere Körperschaftssteuer auf Gewinne ansetzt, die aus patentierten Erfindungen stammen und somit auch Investitionen anlocken.

Quelle: www.gov.uk
Foto: Artur Tumasjan