08. Dezember 2022

BMWK-Staatssekretär Udo Philipp zu Start-up-Strategie und -Finanzierung


In seiner Rede auf dem Deutschen Business Angels Tag ging Staatssekretär Udo Philipp vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auch auf Details der Start-up Strategie der Bundesregierung und der Start-up Finanzierung und das INVEST Programm ein. Hier der Auszug der Rede zu diesen Themenkomplexen.


1.         Start-up-Strategie

Um das Start-up Ökosystem zu stärken, hat die Bundesregierung am 27. Juli 2022 ihre erste umfassende Start-up-Strategie verabschiedet. Ziel der Start-up-Strategie ist es, Deutschland und Europa zu einem führenden Start-up-Standort zu entwickeln. Die Ergebnisse eines umfangreichen Beteiligungsprozesses der Stakeholder sind in die Strategie eingeflossen. Erste Maßnahmen haben wir bereits umgesetzt. Wir werden regelmäßig berichten, wo wir stehen – erstmalig im Sommer 2023.


2.         Diversität / Frauen

Mit der Start-up Strategie wollen wir auch Gründerinnen und Diversität bei Gründungen stärken. Viele Studien zeigen, dass gleiche Gesellschaften nur das Gleiche herausbringen. Wir brauchen also Vielfalt. Und wir brauchen insbesondere mehr Gründungen durch Frauen, die im Gründungsgeschehen noch immer unterrepräsentiert sind. Laut Deutschem Start-up-Monitor 2022 beträgt der Frauenanteil bei Start-up-Gründungen nur 20% – obwohl wir viele hoch qualifizierte Frauen haben. Es gibt hier also noch erhebliches Steigerungspotenzial. Auf Seite der Investorinnen und Investoren ist das Ungleichgewicht noch stärker ausgeprägt.

Ich begrüße daher sehr, dass sich BAND mit seiner „Women Angels Mission ‘25“ dieser Sache angenommen hat und anstrebt, den Frauenanteil unter Business Angeln zu erhöhen. Ich habe daher auch sehr gerne die Schirmherrschaft über diese Initiative übernommen.

Und BAND tut noch mehr, um Frauen voranzubringen. So hat BAND auch an der Auftaktveranstaltung der neuen BMWK- Initiative „FRAUEN in Mittelstand, Handwerk, Gründungen und Start-ups“ teilgenommen. Mit dieser Initiative möchten wir gemeinsam mit Stakeholdern einen Aktionsplan erarbeiten, um Frauen in Mittelstand, Handwerk, Gründungen und Start-ups zu stärken und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit BAND.

Das BMWK bringt auch weitere Maßnahmen auf den Weg, um den Zugang zu Kapital für Frauen zu verbessern. Beispielsweise haben wir bereits Frauen stärker an den Investitionsentscheidungen beim High-Tech Gründerfonds [HTGF] beteiligt, indem die Sitze des BMWK in den Investitionskomitees beim HTGF geschlechterparitätisch besetzt wurden. Auch bei der Förderung von Ausgründungen aus der Wissenschaft im Rahmen des EXIST-Programms soll zukünftig mit „EXIST Women“ eine gezielte Förderung von Frauen dazukommen.

3.         Start-up-Finanzierung

Die Start-up-Strategie beinhaltet daher als weiteres wesentliches Handlungsfeld die Stärkung der Finanzierung von Start-ups. Denn ganz allgemein gilt: Der Zugang zu Kapital ist für Start-ups eine wichtige Voraussetzung, wenn es darum geht, Innovationen zu marktreifen und wettbewerbsfähigen Produkten zu entwickeln. Der deutsche Wagniskapitalmarkt hat sich in den letzten Jahren zwar erheblich weiterentwickelt. Das Gesamtinvestitionsvolumen hat sich mit 18 Milliarden Euro in 2021 gegenüber dem Vorjahr 2020 fast verdreifacht. Allerdings ist der Anteil der Wagniskapitalinvestitionen am BIP mit etwa 0,47% [in 2021] im internationalen Vergleich nach wie nur vor im Mittelfeld. Insbesondere für kapitalintensive Wachstumsfinanzierungen stehen nicht genug europäische Investoren zur Verfügung.

Auch durch die derzeitige Zinswende wird das Marktumfeld für Start-ups aktuell eher schwieriger. Das Wagniskapitalvolumen ist im ersten Halbjahr 2022 mit 6,6 Milliarden Euro bereits gegenüber dem zweiten Halbjahr 2021 mit 10 Milliarden Euro zurückgegangen.

Das BMWK wird das entwickelte Förderinstrumentarium zur Start-up- Finanzierung weiterentwickeln, vor allem mit Blick auf Wachstumsfinanzierungen. Gerade in Phasen der Unsicherheit und Krisen wirken die staatlichen Förderinstrumente stabilisierend. Zentrales Element ist dabei der Zukunftsfonds. Die Bundesregierung stellt hiermit 10 Milliarden Euro für einen Investitionszeitraum bis Ende 2030 zur Verfügung. Zusammen mit privaten und öffentlichen Partnern sollen so insgesamt über 30 Milliarden Euro Wagniskapital – insbesondere für die kapitalintensive Wachstumsphase – mobilisiert werden.

4.         Business Angels

Eine Gruppe spielt bei der Finanzierung von Start-ups eine ganz besondere Rolle. Und das sind Sie – die Business Angels. Sie unterstützen junge innovative Unternehmen nicht nur mit Kapital – sondern auch mit Ihren Erfahrungen, Ihren Kontakten und Ihrem Know-how. Ihnen kommt daher aus meiner Sicht eine besonders wichtige volkswirtschaftliche Rolle zu. Und gerade weil Sie als Business Angel im Startup-Ökosystem eine so bedeutende Rolle einnehmen, ist es wichtig, die Angel-Kultur in Deutschland weiter zu stärken und Angel-Finanzierungen noch mehr Schub zu geben.

BAND leistet hierbei Pionierarbeit.

Und gerne ist das BMWK auch immer bereit, Sie bei Ihrer wichtigen Arbeit zu unterstützen. Daher war es für mich auch selbstverständlich, den Vorsitz der Jury zur Wahl des „Business Angel des Jahres“ zu übernehmen.

Das BMWK unterstützt Business Angels jedoch auch direkt: Mit der Etablierung des European Angels Fund [EAF] vor zehn Jahren haben wir maßgeblich zur Verbesserung der Marktlage beigetragen. Seitdem hat sich der deutsche Business Angels Markt deutlich weiterentwickelt. Mittlerweile unterstützen wir mit unseren Dachfondsprogrammen auch VC-Fonds, die von Business Angels aufgesetzt worden sind oder die mit einem Business Angel Netzwerk kooperieren.

Auch darüber hinaus stellen wir zunehmend fest, dass sich Business Angels immer mehr institutionalisieren und mit VC-Fonds vernetzt sind oder mit diesen aktiv zusammenarbeiten. Insgesamt ist die VC-Szene näher an die Business Angels herangerückt, was den Aktionsradius der Business Angels deutlich erhöht hat.

5.         INVEST-Programm

Unser Förderprogramm „INVEST – Zuschuss für Wagniskapital“ dürfte Ihnen allen sehr geläufig sein. Bereits seit Mai 2013 – also seit fast 10 Jahren – fördern wir damit Investitionen von Privatpersonen in Start-ups. Und das mit großem Erfolg. Die Nachfrage nach INVEST ist zuletzt immer mehr gestiegen. Bis zum 31. Oktober 2022 wurden bereits über 17.000 Anträge auf den Erwerbszuschuss mit einem Gesamtvolumen von über 267 Millionen Euro bewilligt.

Ich freue mich, dass diese Förderung von Ihnen so gut angenommen wird und wir damit offenbar die nötigen Förderbedarfe abdecken können. Auf der anderen Seite ist die Dynamik in den Antragszahlen im letzten Jahr so hoch gewesen, dass wir zum 01. März 2022 Einschränkungen bei den INVEST- Förderkonditionen [Erhöhung der Mindestinvestitionssumme von 10.000€ auf 25.000€, Reduzierung des Erwerbszuschusses für Wandeldarlehen auf 10%, Nicht-Förderung von Anschlussfinanzierungen] vornehmen mussten, damit die zur Verfügung stehenden begrenzten Haushaltsmittel ausreichten. Nur so konnte ein vollständiger Bewilligungsstopp im Frühsommer dieses Jahres verhindert und das Programm das ganze Jahr über am Markt angeboten werden.

Ausblick INVEST

Gleichwohl möchte ich bei dieser Gelegenheit noch einmal betonen, dass eine INVEST-Förderung auch weiterhin geboten ist, da das INVEST-Programm ein stabilisierender Faktor in einem sich dynamisch entwickelnden Business-Angel-Markt ist. Ich kann Ihnen daher versichern, dass wir mit Hochdruck an einer neuen INVEST-Förderrichtlinie arbeiten. Schließlich ist die aktuelle INVEST-Förderrichtlinie nur bis Jahresende befristet.

Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren bei der EU-Kommission und ich bitte daher um Ihr Verständnis, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Auskünfte zur Ausgestaltung der INVEST- Förderung ab nächstem Jahr geben kann.

Wir haben jedoch mit der vorliegenden Ex-Ante-Analyse zum INVEST-Programm, welche im Sommer vom ZEW [Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung] erstellt worden ist, eine gute Grundlage sowohl für die Fortentwicklung von INVEST als auch für die beihilferechtliche Absicherung einer Förderrichtlinienverlängerung.