INVEST Zuschuss hat Markt stark belebt
Neue ZEW Studie belegt große Dynamik bei Angel Investments
Die Bedeutung von Privatinvestoren und Business Angels für die Finanzierung von jungen Unternehmen hat in den letzten Jahren sehr stark zugenommen, wie eine neue repräsentative Studie des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für die Start-up Jahrgänge 2015-2018 belegt. In diesem Zeitraum erhielten 3.920 Hightech Unternehmen, pro Jahr also knapp 1.000, eine Finanzierung durch Business Angels. Einschließlich der Nicht-Hightech Unternehmen waren es über die vier Jahre 27.890 Unternehmen. Der Anteil unter jungen Hightech Unternehmen mit einer Finanzierung durch Business Angels liegt bei 9,9 % und ist gegenüber 5,1 % in der letzten vergleichbaren Studie des ZEW von 2013 (Gründungsjahrgänge 2009-2012) auf nahezu das Doppelte gestiegen. Auch die von Business Angels zur Verfügung gestellten Investitionssummen haben sich vervielfacht. So investieren im Durchschnitt ein oder gegebenenfalls auch mehrere Angels 358.000 Euro in ein junges Unternehmen gegenüber 120.000 Euro nach der Studie 2013. Die Gesamtsumme des durch Business Angels jährlich zur Verfügung gestellten Kapitals lag im Durchschnitt der Jahre 2015-2018 bei 2,465 Milliarden Euro gegenüber 663 Millionen Euro in 2013, was ebenfalls das fast Vierfache ausmacht.
Erfreulich ist, dass die meisten Unternehmen (73 %) mit einer Privatinvestorenfinanzierung neben der finanziellen auch weitere Unterstützungsleistungen durch ihre Privatinvestoren erhalten, die sich damit als echte Business Angels mit zwei Flügeln ausweisen. Die Anzahl der Privatinvestoren in Deutschland, die nicht aus dem Familien- und Freundeskreis der Unternehmensgründerinnen und -gründer stammen, wird auf 7.100 bis 14.100 geschätzt. 2013 lag die Schätzung zwischen 6.300 und 9.000. Die Schwelle von 10.000 Angels in Deutschland dürfte daher klar überschritten sein, zumal es zusätzlich 34.800 Privatinvestoren gibt, die zum Familien- und Freundeskreis der Gründerinnen und Gründer zählen. Höher als von vielen angenommen, ist die Quote der beteiligten weiblichen Angels. Bei 16 % der Unternehmen sind sie die alleinigen Investorinnen, bei 13 % gemeinsam mit männlichen Kollegen.
Deutlich wird, dass das INVEST-Programm den Privatinvestorenmarkt erheblich belebt hat. Bei gut 28 % der von einem Privatinvestor finanzierten Hightech-Unternehmen der Gründungsjahrgänge 2015-2018 wurde mindestens einer der Privatinvestoren durch INVEST gefördert. Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Finanzierungsformen auch INVEST-förderfähig sind. Betrachtet man nur die von Privatinvestoren finanzierten Hightech-Unternehmen mit einer INVEST-förderfähigen Finanzierungsform (offene Beteiligungen und Wandeldarlehen), liegt der Anteil sogar bei 44 %. Privatinvestoren mit INVEST-Förderung investieren auch größere Summen in Unternehmen als Investoren, die nicht durch INVEST gefördert wurden. Die Finanzierungssumme von INVEST-geförderten Investoren beträgt im Durchschnitt 998.000 Euro, während die Durchschnittssumme der Finanzierungen durch Privatinvestoren ohne INVEST-Förderung 844.000 Euro beträgt.
Der Anteil der jungen Unternehmen, die eine Finanzierung durch Venture Capital Gesellschaften erhalten, liegt mit 0,9 % deutlich niedriger verglichen mit der Gruppe, die Mittel von Privatinvestoren erhalten (7,5 %). VC‐Gesellschaften finanzieren allerdings deutlich höhere Volumina als Privatinvestoren. Der Durchschnitt der VC‐Investitionen pro Unternehmen bei den Gründungsjahrgängen 2015‐2018 beträgt 592.000 Euro (gegenüber 290.000 Euro bei Privatinvestoren‐Investitionen). Dieser Niveauunterschied ist jedoch gegenüber dem Vergleichszeitraum 2009‐2012 geschrumpft, da die Investitionssummen durch VC‐Gesellschaften sogar zurückgegangen sind (damals 1,143 Millionen Euro durchschnittliche VC‐Investitionen pro Unternehmen, 83.000 Euro durchschnittliche Privatinvestoren‐Investitionen pro Unternehmen). Der Gesamtbetrag der jährlichen VC-Investitionen lag bei 613 Millionen Euro bzw. 2013 bei 590 Millionen Euro. Allein Business Angels (ohne sonstige Privatinvestoren) haben damit mit 2,465 Milliarden Euro jährlich nahezu das Vierfache von VCs investiert. Die Statistik des Bundesverbands der Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK), die mehr als vier Gründungsjahrgänge umfasst und auch Later Stage einbezieht, weist für 2019 insgesamt VC Investitionen in 570 Unternehmen in Höhe von 1,740 Milliarden Euro aus, davon Seed-Phase 128 Millionen Euro und Start-up Phase 1,043 Milliarden Euro.
Beim Lesen der ZEW Studie ist zu beachten, dass diese zwischen Business Angels und Privatinvestoren unterscheidet und zusätzlich eine Abgrenzung zu Investoren durchführt, die als Family and -Friends klassifiziert werden. Die Zahlen für den gesamten Bereich der Privatinvestoren übersteigen daher die für Business Angels (mit zusätzlichem Know-how Flügel) deutlich.
Zum Hintergrund: Das ZEW hat sich mit finanzieller Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums nun zum dritten Mal nach 2007 und 2013 dem wenig erforschten Privatinvestorenmarkt gewidmet und eine repräsentative Befragung von jungen Unternehmen der Gründungsjahrgänge 2015-2018 nach ihren Privatinvestoren durchgeführt. Erstmals liegen seit der Einführung des Förderprogramms “INVEST – Zuschuss für Wagniskapital” damit auch Daten zur Nutzung von INVEST vor.
Nähere Informationen sowie den Link zur Studie finden Sie hier.