21. März 2024

BrANDneues 1/2024 – Die Zeit ist reif für Angel Secondaries
Wie wünschen sich Business Angels die Ausgestaltung?


Überzeugt von der Notwendigkeit eines Secondary Marktes für frühphasige Business Angels hatte BAND bereits Ende 2019 in einem BANDexpertforum Stakeholder, VC Geber, Angels und Experten zusammenbracht und die Frage: „Secondaries als Exitkanal – Neue Chancen oder Sackgasse?“ gestellt.
Die Erkenntnisse aus diesem Fachdialog veröffentlichte BAND in seiner hauseigenen Publikation BANDquartal 4/2019. Fortan diskutierte der Markt über Angel Secondaries, und zwar nicht als „Notverkauf“, sondern als Alternative, wenn der Weg zum Exit für Angels quälend lang zu werden droht.

BAND hat das Thema Secondaries für Angels im fortgesetzten Dialog auf der Agenda gehalten und in Veranstaltungen thematisiert, um im Bewusstsein zu verankern, dass es ein durchaus begründetes Bedürfnis gibt, Secondaries auch für Angel Investorinnen und Investoren zur Dealpraxis werden zu lassen. 

Business Angels steigen in der Regel mit ihren Investments sehr früh bei Start-ups ein. Bis sich für sie eine Ausstiegsmöglichkeit ergibt, sind ihre Anteile meist längst verwässert und größere Investoren bestimmen, wo es lang geht. In dieser Situation wäre der Verkauf ihrer Anteile für Angels Investoren oft durchaus sinnvoll. Dafür aber fehlt der Markt, weil Folgeinvestoren das Start-up finanzieren, nicht aber Angels „herauskaufen“ wollen.

Ein Umdenken deutet sich an: Inzwischen zweifelt kaum jemand mehr an, dass Angel Secondaries ein wichtiges Vehikel sind, um das dadurch frei werdende Kapital und Know-how der Angels in den Start-up Kreislauf zurückzugeben, also genau dorthin, wo es dringend gebraucht wird und die größte Hebelwirkung hat. Angels sind die Garanten dafür, dass Innovationen überhaupt angeschoben werden. Sie investieren dann, wenn das Risiko am größten ist. Fehlen Angels, ist deren Geld und Wissen durch überlange Haltedauer „gesperrt“, trocknet die Frühphase aus und die gesamte Finanzierungskette kommt zum Erliegen. 

Secondaries für frühphasig investierende Angels müssen marktüblich werden. Dabei spielt auch der Aspekt der Bereinigung des CapTables von „lästigen“ Minderheitsinvestoren im Rahmen einer großen Folgerunde eine Rolle. (Teil-) Secondaries müssen sich als alternative und akzeptierte Exitoption für Angels etablieren. Es ist an der Zeit, diesen Markt endlich anzuschieben.

Und weil Business Angels bereits bei der Gestaltung der Beteiligungsverträge Vorsorge für einen späteren Secondary Verkauf treffen sollten, enthält das GESSI Standardvertragswerk „Finanzierungsrunde“ für den Fall der Fälle bereits Klauseln, wonach die anderen Gesellschafter den Anteilsverkauf akzeptieren müssen. 

Auch der Staat ist in der Pflicht, zur Stärkung des Angels Marktes im Interesse junger innovativer Unternehmen ein Secondary Instrument zu entwickeln. Der Zukunftsfonds – so die Position von BAND – hätte die Mittel dazu. 

Privat initiierte Konzepte sind eine weitere Möglichkeit, hier anzusetzen. So ist aus dem BAND Business Angels Beirat heraus – namentlich von Beiratsmitglied Dr. Volker Bauer, gemeinsam mit Dr. Jil Küberling-Jost – die Errichtung eines Secondary Fonds in Planung. 

Um die Ausgestaltung dieses Fonds konsequent an den Interessen, Wünschen und Bedarfen der Angels zu orientieren, haben die beiden Initiatoren einen Fragebogen entwickelt, den BAND über den Jahreswechsel 2023/2024 an die bei BAND akkreditierten Business Angels verschickt hat mit der Bitte, um Teilnahme an der Umfrage. 

Trotz der sehr spezifischen Thematik war die Rücklaufquote mit 15,9% durchaus zufriedenstellend, wobei positiv zu ergänzen ist, dass sich fast ausschließlich diejenigen an der Befragung beteiligt haben, die dem Thema zugeneigt sind: Auf die Einstiegsfrage: „Wären Sie persönlich an einem Secondaries Konzept als Exit interessiert?“ antworteten 97% mit „ja“. Mehr als die Hälfte von ihnen (52%) gab an, derzeit Bedarf an einem Angel Secondary zu haben.

Und warum signalisieren die Angels Bedarf an eben dieser Exitvariante? Am häufigsten genannt und mit Abstand an erster Stelle: Umschichten und reinvestieren, das freigesetzte Kapital in neue Start-ups investieren, wieder als Angel agieren zu können, Start-ups in der frühen Phase die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen.

Des Weiteren genannt (nach Häufigkeit gelistet):

  • Gesamtexit nicht in Sicht: Haltedauer „überschritten“.
  • Keine aktive Rolle mehr: Angel Expertise wird nicht mehr nachgefragt, der Angel wird zum „fünften Rad am Wagen“ degradiert, wenn große Investoren eingestiegen sind.
  • Angel Mission erfüllt: Entscheidende Meilensteine wurden mit Angel Know-how erreicht, der Zusatznutzen, den Angels in der Frühphase einbringen können, ist ausgeschöpft.
  • Geänderte Bedarfe seitens der Start-ups: Angel Know-how kann in der Frühphase Hebel sein, in späteren Phasen können andere Investoren besser weiterhelfen.
  • Uneinigkeit: Unterschiedliche Zielvorstellungen (entweder zwischen dem Gründungsteam und den Angels – z.B. gestörte „festgefahrene“ Kommunikation oder Beratungsresidenz des Start-ups – oder zwischen Alt- und Neuinvestoren)
  • Liquidität
  • Start-up Beteiligungen einkaufen: Weil zurzeit Secondaries von anderen Portfolien mit signifikanten Discounts angeboten werden und das eine gute Kaufgelegenheit darstellt.

    In Summe eine beeindruckende Sammlung überzeugender Argumente für die Notwendigkeit, einen Markt für Angel Secondaries anzuschieben, wobei Angels ihr Wohlergehen in der überwältigenden Mehrzahl immer gekoppelt sehen an das Wohlergehen der Start-ups.

Wie soll der Secondary Verkauf nun konkret aussehen?

  • 63% der Angels wollen ihre Anteile zu 100% verkaufen, 37% nur einen Anteil.
  • 79% – also eine deutliche Mehrheit – wären bereit, einen höheren Abschlag auf die Bewertung der Finanzierungsrunde zu akzeptieren, wenn das Geld für die Secondaries sofort fließen würde. Die Variante: „Das Geld fließt in drei Jahren, mit fester Verzinsung“ wird nur von 21% favorisiert.

Interessant ist, dass sich alle, die sich an der Befragung beteiligt haben, bereits intensiv mit dem Thema befasst und sehr genaue Vorstellungen entwickelt haben. „Liegt in weiter Ferne“, „wird sich zeigen“, „weiß ich noch nicht“, diese Antwortkategorie war in der Befragung nicht zu finden. Handlungsdruck führt in der Regel zu pragmatischen Lösungen.

Fazit: Die Zeit ist reif für Angel Secondaries. Sie sind – als zusätzliche alternative Exitoption – ein Markterfordernis. Angels sind „Partner auf Zeit“, ihr Kompetenzprofil ist auf die Frühphase ausgerichtet. Nach „getaner Arbeit“ wollen sie – im Interesse aller „dann“ Beteiligten – das Start-up verlassen und neue, frühphasige Investments eingehen. Auch wenn die Kommunikation der Beteiligten untereinander gestört ist, müssen Ausstiegsmöglichkeit gegeben sein. Nicht zu vergessen: Angels investieren dann, wenn das Risiko am größten ist. Folgerichtig muss es Optionen geben, damit Angels von der Wertsteigerung profitieren.

BAND sieht in den Ergebnissen der Befragung eine Bestätigung für die Dringlichkeit des Themas, wird private Konzepte – wo immer möglich – unterstützen, sich parallel dazu mit Nachdruck für ein Instrument unter staatlicher Ägide stark machen.