Teilnehmer melden wenige Exits – nur jeder Fünfte hat neu investiert – Interesse an Medien-/Entertainment wächst
Engel wollen spielen
Immer mehr Gründer suchen die Unterstützung von Business Angels. Die himmlischen Kapitalgeber aber zögern, neue Küken unter ihre Fittiche zu nehmen. Ein Grund dafür ist, dass sie nur wenige ihrer bisherigen Beteiligungen gewinnbringend veräußern konnten. Dabei dürfte auch die Finanzkrise eine Rolle gespielt haben. Ergebnisse des jüngsten Business Angels Panels.
Die aktuelle Finanzkrise lässt auch die informellen Wagnisfinanzierer in Deutschland nicht kalt. Das jedenfalls zeigen die Ergebnisse des jüngsten Business Angels Panels. Von den insgesamt 23 Teilnehmern räumten mehr als die Hälfte (57 %) ein, dass ihre persönlichen Investitionsentscheidungen von den anhaltenden Unruhen auf den Kapitalmärkten beeinflusst werden. Gar 91 % sind der Ansicht, dass die Gründungsdynamik in Deutschland unter der drohenden Rezession leiden wird.
Dementsprechend gedämpft ist die Stimmung unter den Start-up-Förderern. Auf einer Skala von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut) bewerteten sie ihre aktuelle Geschäftslage nur mit rund 4,4 Punkten. Im Vorquartal lag der Wert noch bei über 5 Punkten. Ähnlich schlecht wie derzeit war die Laune zuletzt vor drei Jahren.
Die Zukunftsaussichten wurden mit 4,7 Punkten nochmals schlechter beurteilt als im ohnehin schon mauen Vorquartal (4,9). Die von Berufswegen eigentlich optimistischen Engel blickten in der knapp siebenjährigen Geschichte des Panels erst vier Mal ähnlich pessimistisch nach vorn.
Zu diesem Stimmungstief dürfte die Exitbilanz beigetragen haben. Nur drei Panel-Teilnehmer trennten sich von Beteiligungen. Einer musste dabei seinen kompletten Einsatz abschreiben. In den beiden anderen Fällen kauften die Gründerteams die Anteile am Unternehmen zurück. Es gab also keine – in der Regel lukrative – Veräußerung an einen strategischen Investor („Trade Sale“). Und von Börsengängen sprechen die Engel ohnehin schon lange nicht mehr – der letzte liegt bereits ein Jahr zurück.
Doch es gibt auch positive Nachrichten. Die Unternehmensgründer haben die Hoffnung auf eine Kapitalspritze nicht aufgegeben. Im Gegenteil. Sie verschickten so viele Businesspläne wie seit über drei Jahren nicht. Im Durchschnitt erhielt jeder Panel-Teilnehmer 15,3 der auf Papier gebannten Geschäftsideen.
Und noch eine gute Nachricht: Die Adressaten hatten trotz ihrer schlechten Laune sehr wohl Interesse am Inhalt ihres Postkastens: Jeder einzelne Engel sah sich immerhin knapp fünf der eingegangenen Businesspläne genauer an. Davon wusste offensichtlich rund jeder zweite zu überzeugen. Jedenfalls führte jeder Engel im dritten Quartal durchschnittlich 2,3 Beteiligungsgespräche. Den letzten Schritt aber – die Unterzeichnung eines Beteiligungsvertrages – wagten dann nur 18 % der Wagnisfinanzierer. Diese Quote ist seit gut einem Jahr weitgehend unverändert.
Jeder der investierenden Engel überwies im Durchschnitt 82.500 €. Das ist mehr als im Vorquartal (73.000 €). Geschuldet ist dieser vermeintliche Aufwärtstrend aber vor allem einem Investor, der in einen einzigen Deal 700.000 € investierte.
Auffallend ist der geringe Anteil an Erstrundenfinanzierungen im zurückliegenden Quartal. Lediglich 14 % aller Deals entfielen in diese Kategorie. Umgekehrt bedeutet das, dass 86 % aller Finanzspritzen solchen Gründern zugute kamen, die ohnehin schon unter Engels-Fittichen waren. Schwere Zeiten also für solche Entrepreneure, die erst ganz am Anfang ihrer unternehmerischen Laufbahn stehen.
Dabei wäre eigentlich durchaus noch Kapital für frische Deals vorhanden: Im Durch-schnitt haben die Panel-Teilnehmer erst knapp 60 % ihrer für Angel-Investments vorge-sehenen Mittel investiert. Oder andersrum: 40 % des Geldes wartet noch auf die richtige Investitionschance. Das ist nur etwas weniger als im Vorquartal (44 %).
Beste Chancen auf eine himmlische Finanzspritze haben die Gründer von Umwelttechnologie-Firmen. Jeder zweite Panelteilnehmer hält die Branche derzeit für attraktiv. Auf dem zweiten Platz der Beliebtheitsskala haben es die Anbieter von „Neuen Materialien“ geschafft. Gemeint sind damit Firmen, die sich etwa im Bereich der Nanotechnologie tummeln. Der langjährige Spitzenreiter – die Medizintechnik – schafft es nur noch auf den dritten Platz. Neu eingestiegen in die „Top 5“ ist die Medien/Entertainment-Branche. Sie schaffte auf Anhieb Platz vier – knapp verfolgt von Energie-Firmen.
Am anderen Ende der Skala stehen die Anbieter von EDV-Hardware, Finanzdienstleister und Telekommunikationsunternehmen. Sie können sich allesamt nur wenig Hoffnung auf die Unterstützung von Business Angels machen.
Jeder Engel hatte im dritten Quartal 2008 rund 4,5 Beteiligungen in seinem Portfolio. Im Vorquartal waren es noch 4,2. Diese leichte Steigerung ist aber keineswegs einem Investitionsboom geschuldet. Verantwortlich dafür ist die eingangs erwähnte Exit-Flaute.
Das Gros der Beteiligungen (62 %) hat ein Volumen von weniger als 10 % des Unter-nehmenswertes. Fälle, in denen der Business Angel im Unternehmen das Sagen hat (Mehrheitsbeteiligungen) wurden nicht gemeldet.
via VDI nachrichten, sta