Business Angels investieren trotz Krise
Die Wirtschafts- und Finanzkrise ist vorbei! Das jedenfalls gilt für private Wagniskapitalgeber in Deutschland. Sie sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage schon wieder deutlich zufriedener als noch Ende letzten Jahres. Außerdem blicken sie wieder zuversichtlich nach vorn. Ergebnisse einer quartalsweisen Umfrage.
Die 23 Teilnehmer des jüngsten Business Angels Panels bewerteten ihre Geschäftslage auf einer Skala von 1 (= sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut) mit durchschnittlich 5 Punkten. Im 4. Quartal 2008 reichte es hier nur für knapp 4,5 Punkte. Einen solchen Aufschwung hat es in der nunmehr sechsjährigen Ge-schichte der Erhebung erst zwei Mal gegeben. Die Geschäftsaussichten be-werteten die Befragungsteilnehmer mit 5,22 Punkten. Ein besserer Wert wurde zuletzt vor zwei Jahren markiert.
Ganz anders ist die Situation bei den Unterneh-mensgründern. Ihnen liegt die Wirtschaftskrise noch schwer im Magen. Sie zeigen wenig Elan beim Versenden neuer Businesspläne: Jeder Panel-Teilnehmer erhielt in den ersten drei Monaten des Jahres nur gut zehn der ausformulierten Geschäftsideen. Das ist weit unterhalb des langjährigen Mittels von 13,5.
Die Adressaten sind darüber aber gar nicht traurig. Denn die Krise trennt offensichtlich die Spreu vom Weizen. Bei den Business Angels meldeten sich zuletzt nur noch solche Jung¬unternehmer, die von sich und ihren Geschäftsideen wirklich überzeugt sind. Schönwetter-Gründer sind weitgehend vom Markt verschwunden.
Das spiegelt sich in der Zahl der geführten Beteiligungsgespräche wider: Mehr als jeder vierte Businessplan-Absender wurde zu einem Beteiligungsgespräch eingeladen. Eine solche Quote hat es seit Jahren nicht gegeben. Üblich sind rund 15 %.
Auffallend viele Beteiligungsgespräche mündeten letztlich in einem neuen Deal: Immerhin knapp 40 % der Befragten gaben an, innerhalb der ersten drei Monate des laufenden Jahres einen Beteiligungsvertrag unterschrieben zu haben. Das sind mehr als in den beiden Vorjahren.
Dabei hat sich beim Volumen der Mittel, die für Angel-Investments vorgesehen sind, wenig verändert: Im Durchschnitt haben die privaten Wagnisfinanzierer weiterhin erst knapp 60 % ihres Pulvers verschossen.
Ein Grund für diese Konstanz ist, dass der pro Engel investierte Betrag weiter gesunken ist. Durchschnittlich machten die Befragungsteilnehmer nur noch 52 600 € locker. Weniger waren es zuletzt vor zwei Jahren. Der Betrag wäre sogar noch kleiner, wenn nicht ein Teilnehmer stolze 400 000 € auf den Tisch gelegt hätte.
Das es für diese relativ überschaubaren Summen keine großen Stücke vom Kuchen gibt, lässt sich erahnen. Tatsächlich haben 67,3 % aller Beteiligungen ein Volumen von weniger als 10 % des Unternehmenswertes. So kleinteilig war das Portfolio der Panelteilnehmer noch nie.
Eingang in ein Portfolio finden weiterhin am ehesten die Anbieter von Medizintechnik. Ver-gleichsweise gute Karten haben außerdem die Entwickler von Neuen Materialien und Um-welttechniker.
Wenig Hoffnung auf einen Geldsegen dürfen sich EDV-Hardware-Spezialisten machen. Auf Platz zwei im Ranking der unbeliebten Branchen findet sich der Maschinen- und Anlagenbau wieder. So schlecht war diese Branche noch nie platziert. Geschuldet ist dies wohl der an-dauernden Wirtschaftskrise. Eher ungünstig ist die Zeit auch für Finanzdienstleister.
Auf den ersten Blick erstaunlich ist, dass sich die Hitparade der Branchen nur eingeschränkt im tat-sächlichen Portfolio widerspiegelt. So bewerten 40 % der Befragten die Energiebranche als attraktiv. Aber nur 0,9 % aller betreuten Firmen stammen tatsächlich aus diesem Bereich. Umgekehrt bekunden 32 % der Investoren wenig Interesse an Finanzdienstleistern. Gleichzeitig entfallen aber gut 10 % aller getätigten Deals in diesen Bereich.
Befragt nach den Gründen für die Investitionszurückhaltung im beliebten Energiebereich erklärten über 95 % der Teilnehmer, dass der Kapitalbedarf der einschlägigen Gründer ihre Reserven regelmäßig überschreitet. Über 56 % beklagen außerdem die staatliche Überregulation in dieser Branche. Fast jeder zweite räumt ein, dass ihm spezielles Branchen-Know-how fehlt. Außerdem sei der Deal-Flow im Energiemarkt gering.
Start-ups, die es unter die Fittiche eines Business Angels schaffen, dürfen dort rund 4,9 Jahre verweilen. Dann erfolgt – im Durchschnitt – der Exit.
Exits gab es im 1. Quartal 2009 nur wenige. Die Panelteilnehmer meldeten genau vier. Einer davon verlief in der denkbar ungünstigsten Form: als Liquidation.