13. November 2009

Business Angels Panel Nr. 31 (3. Quartal 2009)

Unternehmensgründer: Jetzt um himmlischen Beistand bewerben!

Gründungsfinanzierung: Während alle Welt noch über die Wirtschaftskrise jammert, sind die informellen Wagniskapitalgeber in Deutschland schon wieder bester Laune. Sie haben ausreichend Geld auf der hohen Kante und große Lust auf neue Deals. Mit anderen Worten: Gute Zeiten für Start-ups! Ergebnisse des jüngsten Business Angels Panels.

Es herrscht Aufbruchstimmung in Deutschland – zumindest unter den Business Angels. Die Gründungsförderer blicken hoffnungsfroh in die Zukunft. Im 3. Quartal 2009 bewerteten sie ihre Geschäftsaussichten mit durchschnittlich 5,52 Punkten. Die Skala reichte von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut). In der inzwischen knapp siebenjährigen Geschichte des Business Angels Panels (s. Kasten) war der Wert erst einmal höher. Das war Anfang 2007. Auch die Geschäftslage wird sehr positiv beurteilt. Mit durchschnittlich 5,38 vergebenen Punkten kratzten die 22 Teilnehmer am Rekordwert aus dem 2. Quartal 2007 (5,4 Punkte).

Panel-nr-31-Entwicklung-GeschaftsklimaWoher diese Zufriedenheit? An der neuen Bundesregierung kann es kaum liegen. Eine knappe Mehrheit der Befragten (52,4 %) traut es Schwarz-Gelb nämlich nicht zu, die im internationalen Vergleich ungünstigen Re-gelungen für private Wagnisfinanzierer in Deutschland zeitnah zu verbessern. „Solange die Politik kein Verständnis für Wagniskapital hat und ausschließlich die kurzfristigen Steuer¬erträge im Fokus stehen, wird sich nicht viel ändern“, mahnt ein Teilnehmer.

Auch die Exitbilanz fiel zuletzt eher durch-wachsen aus. Zwar konnten sich die Panelteilnehmer gleich von zehn ihrer Betei-ligungen trennen. In jedem zweiten Fall geschah dies allerdings in Form einer Liqui-dation. Eine so hohe Ausfallquote hat es zuletzt vor über vier Jahren gegeben.
Die wahre Ursache für die gute Laune der himmlischen Kapitalgeber ist paradoxerweise die (abklingende) Krise selbst. Sie sorgt dafür, dass derzeit nur solche Gründer an den Start gehen, die von sich und ihrer Idee wirklich überzeugt sind. Vor allem aber sind Unternehmensanteile gerade günstig zu haben. Und deren Wert wird sich mit anziehender Konjunktur tendenziell deutlich erhöhen.

Panel-nr-31-BusinessplaneWie hoch das Interesse der Finanzierer an neuen Deals ist, zeigt auch das Verhältnis aus erhaltenen Businessplänen und den geführten Beteiligungsgesprächen: Unter dem Strich wurde zuletzt knapp jeder vierte Absender einer ausformulierten Geschäftsidee zu konkreten Verhandlungen eingeladen. Zum Vergleich: Vor Jahresfrist betrug der Anteil lediglich 15 %.

Die aktuelle Geberlaune der Business Angels spiegelt sich auch in der Zahl der neu eingegangenen Beteiligungen wider: Im dritten Quartal machten rund 60 % der Be-fragungsteilnehmer frische Mittel locker – so viel wie seit knapp vier Jahren nicht mehr.

Panel-nr-31-Durchschnittlicher EInsatzDie Kriegskassen der Finanzierer sind trotzdem weiterhin gut gefüllt. Im Durchschnitt haben die Befragungsteilnehmer aktuell erst rund 48 % ihrer für Angel-Investments vorgesehenen Mittel ausgegeben. So klein war der Anteil erst einmal – nämlich ganz zu Anfang der Panelerhebung. Das war Anfang 2002.

Beste Chancen auf Startkapital aus Engels-hand haben, wie schon im Vorquartal, die Anbieter von Umwelttechnologien. 63 % der Befragungsteilnehmer halten die Branche für attraktiv. Auf den zweiten Platz schoben sich Gründer aus dem Bereich Energie. Sie kämpften sich drei Plätze nach oben und verdrängten die Medizintechniker auf Rang 3.

Von den Finanzieren nicht so gerne gesehen werden derzeit Gründer aus dem Bereich Maschinen- und Anlagenbau, EDV-Hardware und Elektrotechnik.

Panel-nr-31-BranchenAuf den großen Geldsegen braucht unter-dessen kein Gründer zu hoffen. Durchschnitt-lich investierten die Business Angels nur 34 000 €. Damit wurde das Rekordtief aus dem 2. Quartal 2003 eingestellt. Eine Erklärung dafür ist, dass die Finanzierer immer vorsichtiger und häufig im Verbund mit anderen Geldgebern investieren. Eine Rolle spielt aber auch, dass 88 % aller Mittel in Erstinvestments flossen. Das Geld kam also solchen Firmen zugute, in denen der jeweilige Engel bislang noch nicht investiert war – noch ein Indiz für die steigende Lust auf neue Deals!

 

 

via VDI nachrichten, sta