Poker um Startkapital: Gute Karten für Umwelttechniker
Business Angels Panel: Die privaten Wagnisfinanzierer in Deutschland haben die Krise vollends verarbeitet. Sie blasen kein Trübsal mehr, die Zeit der euphorischen Schnäpp-chenjagd ist aber auch vorbei. Ihre Aktivitäten pendeln sich wieder auf dem Durch-schnittsniveau der letzten Jahre ein. Willkommen sind ihnen vor allem Anbieter von Um-welttechnologien. Ergebnisse des jüngsten Business Angels Panels.
Gut jeder dritte Business Angel (35 %) hat im vierten Quartal 2009 sein Portmonee für Nachwuchsunternehmer geöffnet. Diese Geber¬laune entspricht in etwa dem Durchschnitt der vergangenen acht Jahre (38 %). Offensichtlich kehrt wieder Ruhe ein in die Welt der Gründungsförderer. Sie haben den Schock der Finanzkrise überwunden.
(In deren Ent¬stehungsphase investierten lediglich 18 % der Engel.) Sie sind aber auch nicht mehr auf der Jagd nach günstigen Einstiegskursen. (Im dritten Quartal 2009 hatten noch 59 % der Finanzierer die Spendierhosen an.)
Auch auf Seiten der potenziellen Unter¬nehmensgründer scheint sich die krisen¬bedingte Auf-regung zu legen. Jedenfalls schrieben sie wieder Businesspläne, als sei nichts gewesen: Jeder Business Angel fand im Durchschnitt 13,6 der ausformulierten Geschäftsideen in seinem Postkasten. Das langjährige Mittel liegt bei 13,5. Durchschnittlich war wohl auch die Qualität der Einsendungen. Denn die Zahl der geführten Beteiligungs¬gespräche war mit 2,4 pro Engel nahe am Mittelwert der vergangenen Jahre (2,5).
Angesichts dieser Werte ist es wenig verwunderlich, dass auch das Business-Angel-Konjunkturbarometer ziemlich unaufgeregt daherkommt: Die 23 Teilnehmer der jüngsten Befragungsrunde bewerteten ihre Geschäfts¬lage auf einer Skala von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut) mit durchschnittlich 5,17 Punkten. Das ist etwas weniger als im Vorquartal (5,22), aber doch mehr als vor Jahresfrist (4,48). Das gleiche Bild bei den Geschäftsaussichten: Im vierten Quartel vergaben die Befragten 5,43 Punkte. Drei Monate zuvor waren es immerhin 5,52, im 4. Quartal 2008 allerdings nur 4,96.
Eher mittelmäßig wird wohl auch die künftige Investitionsneigung der Business Angels ausfallen. Jedenfalls haben die Befragten aktuell nur noch 44 % ihrer für himmlische Deals vorgesehenen Mittel frei. Das ist zwar etwas mehr als der langjährige Durchschnitt (41 %), aber weit weg von den im Vorquartal angegebenen 52 %. Ursache ist die hohe Investitionstätigkeit im 3. Quartal. Letztere spiegelt sich auch in der durchschnittlichen Portfoliogröße wider: Sie stieg von 3,55 Unternehmen auf 3,91.
Im vierten Quartal hat jeder Business Angel durchschnittlich knapp 46 000 € locker gemacht. Damit ist der seit langem zu beobachtende Abwärtstrend gestoppt (siehe Grafik). Es ist allerdings fragwürdig, ob es nun langfristig wieder aufwärts geht. Schließlich ist die vermeintliche Trendumkehr vor allem einem einzigen Investor geschuldet: Er allein hat satte 600 000 € investiert.
Größte Hoffnung auf himmlischen Beistand dürfen sich die Anbieter von Umwelt¬technologien machen. Immerhin 62 % der befragten Business Angels halten die Branche für attraktiv. Das reicht für den Spitzenplatz im Beliebtheitsranking – und das zum dritten Mal in Folge. Auf Platz zwei hat es erneut der Energiesektor geschafft. Dritter im Bunde des Top-Trios sind die Hersteller Neuer Materialien. Auffällig ist der „Niedergang“ der Medizintechnik. Sie fiel im Laufe des Jahres 2009 kontinuierlich von Platz 1 auf Platz 4.
Schlechte Karten im Poker um Wagniskapital haben mal wieder die Entwickler von EDV-Hardware und die Anbieter von Finanz-dienstleistungen. Sie stehen auf der schwarzen Liste der Business Angels oben an.
Gemessen an den Exits fand das Jahr 2009 für die Finanzierer ein versöhnliches Ende. In den letzten drei Monaten des Jahres mussten die Panelteilnehmer keine einzige Beteiligung abschreiben.
Gleichzeitig konnten sie fünf Küken verkaufen: Vier gingen im Rahmen eines sogenannten Trade Sales an strategische Investoren, einmal kauften die Gründer die Firmenanteile zurück.
via VDI nachrichten, sta