Gründerfinanzierung: Das erste Quartal 2010 lief für informelle Wagniskapitalgeber wenig erfolgreich. Die Teilnehmer des jüngsten Business Angels Panels konnten keine einzige Beteiligung gewinnbringend veräußern. Dennoch ist die Stimmung gut. Offensichtlich lautet das Motto: Es kann nur besser werden. Stark gestiegen in der Finanzierer-Gunst sind Internet-Firmen.
Die informellen Wagnisfinanzierer in Deutschland blicken hoffnungsfroh in die Zukunft. Im ersten Quartal des laufenden Jahres bewerteten ihre Geschäftsaussichten auf einer Skala von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut) mit durchschnittlich immerhin 5,52 Punkten. Höher war der Wert in der achtjährigen Geschichte des Business Angels Panels erst einmal – das war Anfang 2007. Auch die Bewertung der Geschäftslage fällt mit 5,24 Punkten überdurch-schnittlich gut aus.
Erklären lässt sich diese gute Stimmung eigentlich nur mit unerschütterlichem Optimismus und dem dicken Fell der zuletzt 21 Panel-Teilnehmer. Denn von politischer Seite ist bis auf weiteres nicht mit einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für privates Beteiligungska-pital zu rechnen. Das Thema „Steuererleichterungen“ ist jedenfalls gerade nicht besonders en vogue. Und viel verdient haben die Panel-Teilnehmer zuletzt auch nicht. Die Exitbilanz ist so düster wie seit dem 3. Quartal 2004 nicht mehr. Nur zwei Unternehmen konnten aus dem Portfolio entlassen werden: Eines wurde direkt zu Grabe getragen („Liquidation“). Das andere wurde unter „Sonstiges“ verbucht – was auch nicht gerade nach knallenden Sektkorken klingt. Es gab unter dem Strich keine einzige Veräußerung an einen strategischen Investor, keine Veräußerung an einen Finanzinvestor und schon gar keinen Börsengang. Nur mal zum Vergleich: Ende 2008 meldeten die Panel-Teilnehmer noch sechs Exits – und darunter war keine einzige Abschreibung.
Erfreulich entwickelte sich der Gründerelan. Die Panel-Teilnehmer fanden durchschnittlich knapp 18 Businesspläne in ihren Postkästen – so viele waren es zuletzt vor fünf Jahren. Masse ist aber bekanntlich nicht gleich Klasse. So mündete nur jede fünfte Beteiligungsan-frage in konkreten Verhandlungen. Und auch hier wurde weiter kräftig ausgesiebt: Am Ende machten nur 14 % der Kapitalgeber tatsächlich Kapital locker. So zurückhaltend waren die Engel zuletzt im dritten Quartal 2002. Das spiegelt sich auch in der durchschnittlichen Portfoliogröße wider: Laut aktuellem Panel hat jeder Engel rein rechnerisch nur noch 3,5 Küken unter seinen Fittichen. Vor Jahresfrist lag der Wert noch bei 4,65.
Wer jetzt glaubt, dass die wenigen unterstützten Unternehmen mit frischen Mitteln regelrecht überhäuft wurden, irrt: Im Durchschnitt investierten die Panel-Teilnehmer nur gut 45 000 € – vor zwei Jahren war es noch doppelt so viel. Und für potenzielle Unternehmer kommt es noch dicker: Die befragten Finanzierer gaben an, nur noch gut 40 % ihrer für Angel-Investments vorgesehenen Mittel frei verfügbar zu haben. So gering war die Quote zuletzt Ende 2007.
Positiv entwickelt hat sich das Gewicht der Engel in ihren Portfoliounternehmen. Schon in jeder sechsten Beteiligung halten die Geldgeber zwischen 25 % und 50 % der Unterneh-mensanteile. Im Gegenzug sank der Anteil der Fälle, in denen die Panel-Teilnehmer weniger als 10 % des Start-ups ihr Eigen nennen. Diese Entwicklung ist eventuell aus der Not heraus geboren: Oft kaufen Finanzierer nur deshalb weitere Scheibchen ihrer Schützlinge, um diese vor der Pleite zu bewahren.
Wer darf sich unter diesen Vorzeichen noch Hoffnung machen auf himmlische Unterstützung? Ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Business Angels steht zum vierten Mal in Folge die Umwelttechnik. Den Wiedereinstieg in die Top-Fünf feiert die Internet/EBusiness- Branche. Nachdem sie anderthalb Jahre aus der Hitparade verschwunden war, reüssiert sie überraschender Weise gleich auf Platz 2. Auf den Plätzen folgen die Evergreens Medizintech-nik und Energie. Auf Rang fünf schafften es die Life Sciences. Vergleichsweise schlechte Kar-ten im Spiel um himmlisches Beteiligungskapital haben die traditionelle Branchen Logistik, Maschinen- und Anlagenbau sowie Industrie-Automation.
via VDI nachrichten, sta