Eine Handvoll Dollar für Dot.coms
Business Angels Panel: Vor ziemlich genau zehn Jahren platzte die Dot.com-Blase. Etliche Gründungsfinanzierer erlitten schmerzhafte Verluste. Heute sind Web-Service- und E-Business-Firmen für private Wagniskapitalgeber wieder attraktiv. Investiert wird allerdings nur in homöopathischen Dosen. Ergebnisse des Business Angels Panels.
Die informellen Gründungsfinanzierer in Deutschland sind gerade ziemlich geizig. Die 37 Teilnehmer des Business Angels Panels gaben sich jedenfalls zuletzt so zugeknöpft wie noch nie in der inzwischen über achtjährigen Geschichte der Umfrage: Im zweiten Quartal des laufenden Jahres machte jeder von ihnen durchschnittlich nur 13 248 € locker. Vor einem Jahr war die Summe noch knapp viermal so hoch; vor fünf Jahren betrug sie sogar knapp das Zehnfache. Der Vergleich mit den zurückliegenden Werten hinkt zwar etwas – der Kreis der Befragten wurde nämlich aktuell erweitert –, die Grundtendenz ist aber seit Jahren ungebrochen.
„Hintergrund ist, dass die Business Angels immer stärker syndizieren, sich also zu Investo-rengemeinschaften zusammen¬schließen“, mutmaßt Roland Kirchhof, Vorstand des Business Angels Netzwerks Deutschland (BAND). Der pro Engel investierte Betrag sinke dadurch. „Mitverantwortlich sind außerdem die aktuell günstigen Bewertungen“, so der Experte. Als Folge der Wirtschaftskrise seien Unternehmensbeteiligungen gerade für vergleichsweise klei-nes Geld zu kaufen.
Beste Chancen auf himmlische Unterstützung haben derzeit Gründer aus dem Bereich Web-Services und E-Business. 62 % der befragten Finanzierer halten diese Branche für attraktiv. Damit schaffen es die so genannten Dot.coms erstmals auf Platz 1 der Beliebtheitsskala. Auf Platz 2 verdrängt wurden die Umwelttechniker (59 %). Sie hatten zuvor ein Jahr lang unangefochten an der Spitze gestanden. Den dritten Platz teilen sich die Branchen Medizin-technik und Life Sciences (jeweils 54 %). Die Entwickler von Neuen Materialien, die sich über Jahre des Wohlwollens von Geldgebern sicher sein konnten, schafften es nicht mehr unter die Top 5.
Regelrecht verschmäht werden derzeit die Anbieter von EDV-Hardware sowie Finanzdienst-leister. Sie werden von beinahe jedem vierten Befragungsteilnehmer explizit als „unattraktiv“ abgestempelt.
Unter dem Strich waren die Business Angels mit dem 2. Quartal 2010 zufrieden. Sie bewer-teten ihre Geschäftslage auf einer Skala von 1 (= sehr schlecht) bis 7 (= sehr gut) mit durchschnittlich 5,16 Punkten. Mit Blick auf ihre Geschäftsaussichten vergaben sie 5,24 Punkte. Das entspricht zwar jeweils einem leichten Rückgang im Vergleich zum Vorquartal, beide Werte liegen aber noch weit über dem langjährigen Durchschnitt.
Die leichte Eintrübung des Konjunkturindexes könnte der Exit-Bilanz geschuldet sein. Hier gab es mehr Schatten als Licht: Fünf Unternehmen wurden aus den Portfolios entlassen – drei davon in Richtung Friedhof. Die beiden anderen Beteiligungen wurden an strategische Investoren veräußert („Trade Sale“). Börsengänge waren mal wieder Fehlanzeige. Die letzte Neuemission, von der ein Business Angel aus dem Panel profitierte, ist inzwischen knapp drei Jahre her.
Eher enttäuschend war im zweiten Quartal auch der Gründerelan. Die Nachwuchsunternehmer schrieben deutlich weniger Businesspläne als in den Vorquartalen. Im Durchschnitt fand jeder Business Angel lediglich 10,76 der ausformulierten Geschäftsideen in seinem Postkasten. Im Vorquartal waren es noch 17,52.
Glücklicherweise ist Masse nicht gleich Klasse. Jedenfalls mündete gut jede vierte Einsendung in einem Beteiligungsgespräch. Im Vorquartal war diese Quote nur rund halb so hoch.
Es besteht unter den Engeln also durchaus Interesse an neuen Deals. Das belegen zwei wei-tere Zahlen eindrucksvoll: 38 % der Befragten setzten im zweiten Quartal ihre Unterschrift unter einen Beteiligungsvertrag. Im Vorquartal waren es nur 14 %. Gleichzeitig gaben die Panel-Teilnehmer an, erst durchschnittlich 52,4 % ihrer für Angel-Investments vorgesehenen Mittel investiert zu haben. Zuvor waren es rund 60 %.
Gekauft wurden von den Befragungs¬teilnehmern vor allem kleine Kuchenstücke. 55 % aller bestehenden Beteiligungen beziehen sich auf weniger als 10 % des Unter¬nehmenswertes. Mehrheits¬beteiligungen, also Fälle, in denen der Investor über 50 % aller Anteile hält, wurden nicht gemeldet. Das war angesichts des stetig schrumpfenden Kapital¬einsatzes aber auch nicht zu erwarten.
via VDI nachrichten, sta