Business Angels sehen sich nach neuen Konzepten zur Energieerzeugung um
Business Angels Panel: Einige der privaten Wagnisfinanzierer in Deutschland sorgen sich um die explodierenden Bewertungen von jungen US-Firmen. Sie befürchten einen Crash, wie sie ihn vor zehn Jahren schon einmal erleben mussten. Das Gros der Kapitalgeber ist laut aktueller Umfrage aber weiter guter Laune. Investieren wollen sie am liebsten in Energieerzeugungskonzepte und E-Business-Ideen.
Die informellen Wagnis-kapitalgeber in Deutschland sind mit ihrer Gesamtsituation weiter sehr zufrieden. Rückblickend auf das 2. Quartal 2011 bewerten die 31 Teilnehmer des jüngsten Business Angels Panels ihre Geschäftslage mit durchschnittlich 5,37 Punkten. Dabei reicht die Skala von 1(= sehr schlecht) bis 7 (= sehr gut). Die Geschäftsaussichten sehen sie noch positiver. Hier vergaben sie sogar 5,57 Punkte.
Einziger Wermutstropfen: Beide Werte sind im Vergleich zum Vorquartal rückläufig. Ein Drama ist das aber nicht. Beide Werte befinden sich immer noch weit über dem Durchschnitt. Außerdem ging es zuvor drei Quartale in Folge steil aufwärts. Im ersten Quartal 2011 wurden dann sogar mit 5,69 Punkten bzw. 5,85 Punkten jeweils Allzeithochs erreicht. Das Panel startete Anfang 2002.
Zu erklären ist die leichte Eintrübung des Klimas vielleicht mit der Sorge, der Markt könne überhitzen. Immerhin 71 % der Befragten befürchten – mit Blick auf die USA – eine „Blasenbildung“ mit irrationalen Bewertungen. Es schleicht sich die Angst ein, dass sich die Geschichte wiederholen könnte. Anfang 2000 waren die Preise für Start-ups plötzlich eingebrochen. Zuvor hatten sie nur eine Richtung gekannt: steil nach oben. Der Crash kostete die Investoren damals sehr viel Geld – weltweit.
In Deutschland ist die Situation nach Ansicht der Befragten noch vergleichsweise entspannt. Zwar sagt jeder vierte Engel, dass Bewertungen in Deutschland schon jetzt teilweise nicht mehr nachhaltig sind, 54 % aber sehen die Blasendiskussion gelassen. Sie begrüßen die erhöhte Aufmerksamkeit für Wagniskapital in den Medien.
Weitere Ergebnisse der jüngsten Panel¬erhebung: Jeder Befragungsteilnehmer erhielt von April bis Juni durchschnittlich knapp 17 Businesspläne von potenziellen Gründern. Auch dieser Wert ist kleiner als vor Quartalsfrist (19,5), aber immer noch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt (13,87).
Ein ähnliches Bild bei den Beteiligungsgesprächen: Jeder Business Angel lud rein rechnerisch 2,77 Teams zu konkreten Vertragsverhandlungen ein. Damit kamen zuletzt deutlich weniger Gründungswillige in die Nähe des Kapitals – im 1. Quartal 2011 lud noch jeder Geldgeber mehr als 4 Teams ein! Gleichzeitig liegt das langjährige Mittel bei 2,6.
Leider stark unterdurchschnittlich ist die aus Gründersicht alles entscheidende Zahl der neuen Beteiligungen: Im 2. Quartal ging laut Panel nicht mal jeder fünfte Business Angel (19 %) eine Beteiligung an einem neuen Unternehmen ein. Im Vorquartal waren es noch 42 %! Der Durchschnittswert seit Anfang 2002 liegt bei 37 %.
Hoffnung schöpfen können die Gründer aus einer Zahl: 48 %. So hoch ist der noch verfügbare Anteil des für Angel-Investments insgesamt vorgesehenen Kapitals. Mit anderen Worten: Fast jeder zweite Euro in den Portemonnaies der Gründungsfinanzierer wartet noch darauf, eine gute Idee vorantreiben zu können.
Zu diesem hohen Anteil beigetragen hat die andauernde Sparneigung der Befragten. Jeder gab durchschnittlich nur noch knapp 27.000 € für neue und bestehende Beteiligungen aus. Zum Vergleich: Vier Jahre zuvor war der Wert noch knapp viermal so hoch. Umgelegt auf die Zahl der Beteiligungen ergibt sich eine durchschnittliche Investitionshöhe von knapp 52.000 €.
Der Schwerpunkt der Investitionen lag auf Follow-up-Beteiligungen. Gut zwei von drei Deals fielen in diese Kategorie. Auch in Bezug auf das durchschnittliche Dealvolumen haben die Unternehmen die Nase vorn, die es sich schon unter den Fittichen eines Engels gemütlich gemacht haben. Sie heimsten im Durchschnitt 66.000 € ein. Frischlinge mussten sich im Schnitt mit 20.000 € zufriedengeben.
Dass wieder vermehrt Geld in bestehende Beteiligungen fließt, belegt auch ein weiteres Panel-Ergebnis: Aktuell sind bereits 15 % der bestehenden Beteiligungen Mehrheits¬beteiligungen. Die Business Angels halten also über 50 % der Unternehmensanteile. Dieser Wert war nie zuvor so hoch. In der Mehrzahl der Fälle (54 %) liegt der Anteil aber noch immer unter 10 %.
Verdient haben die Wagnisfinanzierer zuletzt kaum. Nur zwei Beteiligungen konnten die Umfrageteilnehmer veräußern. Auf welchem Weg dies geschah, haben sie nicht verraten.
Im Ranking der beliebtesten Branchen gab es Bewegung. Der neue Star heißt Energie. Sie hat sich über die letzten Umfragungsrunden kontinuierlich nach vorne gekämpft und nun endlich die Spitzenposition erreicht. Auf einer Skala von 1 (= unattraktiv) bis 7 (= sehr attraktiv) benoteten die Engel die Branche mit durchschnittlich 5,36 Punkten. Im Zuge der gestarteten Energiewende wollen sich 63 % der Befragten künftig sogar noch stärker nach neuen Energieerzeugungskonzepten umzusehen. Auf den Plätzen der Beliebtheits-Hitparade folgen Web-Services / E-Business, Umwelttechnik, Medizintechnik und Elektrotechnik / Elektronik.