04. Mai 2012

Business Angels Panel Nr. 41 (1. Quartal 2012)

Business Angels füllen ihre Kassen

Die privaten Gründungsförderer in Deutschland haben im ersten Quartal 2012 gut verdient. Bei Neuinvestitionen halten sie sich trotzdem noch zurück. Ergebnisse einer aktuellen Befragung.

Das Jahr 2012 fing gut an für die informellen Wagnisfinanzierer in Deutschland. Sie schafften es, ihre Kassen zu füllen. Jeder Dritte konnte sich von einer seiner Beteiligungen trennen – jedenfalls meldeten die 24 Teilnehmer des jüngsten Business Angels Panels insgesamt acht Exits. So viele waren es seit über zwei Jahren nicht mehr.

Drei der Divestments mündeten in einer Liquidation, also einer Totalabschreibung. Das ist auf den ersten Blick sicher traurig. Wer das Geschäft der Risikokapitalgeber kennt, weiß aber, dass das eine geringe Ausfallquote ist. Die anderen fünf Exits verliefen erfreulich: In zwei Fällen kauften die Unternehmensgründer ihre Anteile zurück („Buy-Backs“), zweimal gelang der Verkauf an ein etabliertes Unternehmen („Trade Sale“) und einmal wurde die Beteiligung an einen anderen Finanzinvestor weitergegeben – gehen Entgelt natürlich („Secondary Sale“).

Erfreulich aus Sicht vieler Angels ist auch der Start des European Angels Fund. Der Co-Investitionsfonds verdoppelt jeden Einsatz eines akkreditierten Investors und ermöglicht somit größere Sprünge bzw. mehr Investments – und damit eine breitere Risikostreuung.

Positiven Einfluss auf die Stimmung der Gründungsförderer dürften auch Nachrichten aus Berlin gehabt haben: Die Bundesregierung legt eine Investitionszulage für Business Angels auf. Details dazu müssen noch geklärt werden. Darüber hinaus wird geprüft, wie noch in dieser Legislaturperiode die steuerlichen Rahmenbedingungen für Wagniskapital verbessert werden können.

017STAEntwicklungAll diese Faktoren haben dafür gesorgt, dass der Klimaindex für Business Angels zum Zwei-ten in Folge angestiegen ist. Die Panel-Teilnehmer bewerteten ihre Geschäftslage mit durchschnittlich 5,35 Punkten. Dabei reichte die Skala von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut). Mit Blick auf die Geschäftsaussichten vergaben die Befragten sogar 5,5 Punkte. In der inzwischen zehnjährigen Geschichte der Erhebung waren die Werte nur selten besser.

017STABusinessplaeneDie gute Laune weckt das Interesse an neuen Deals. Da passt es gut ins Bild, dass potenzielle Unternehmensgründer viele Beteiligungsanfragen stellten: Jeder Panelteilnehmer erhielt im ersten Quartal 2012 durchschnittlich 19 Geschäftspläne zur Prüfung vorgelegt – fünf mehr als im langjährigen Durchschnitt. Und in beinahe jedem fünften Fall mündete die Bewerbung in konkreten Verhandlungen. Auch das ist ein vergleichsweise hoher Wert. Leider aber schlägt sich diese Entwicklung nicht nieder in der alles entscheidenden Zahl der neuen Beteiligungen: Nur jeder vierte Engel machte Geld locker für ein junges Pferdchen in seinem Stall.

Was schlecht ist für die Gründer von heute, ist aber vielleicht gut für die Gründer von morgen: Eine Folge der zuletzt guten Erträge und der erhöhten Sparsamkeit ist, dass die Befragten reichlich Geld für kommende Deals vorhalten. Laut Panel haben die Business Angels aktuell erst gut 50 % ihres für Angel-Investments eingeplanten Budgets ausgegeben. So viel freies Kapital gab es zuletzt vor zweieinhalb Jahren.

017STABranchenBeste Chancen auf himmlische Unterstützung haben aktuell Gründer aus den Branchen Life Sciences und Medizintechnik. Gute Karten haben auch Unternehmer aus den Bereichen Umwelttechnologie und Energie. Zurück in die Top-Five schafften es außerdem die Anbieter Neuer Materialien Ausgeschieden aus der Gruppe der Lieblinge sind hingegen die Dot.coms. Sie hatten in allen Befragungen der vergangenen zwei Jahre einen Platz unter den ersten fünf eingenommen, meist sogar im Spitzentrio.

Ganz oben auf der schwarzen Liste der Business Angels stehen die Branchen Chemie, Elektronik/Elektrotechnik und EDV-Hardware. Einschlägig orientierte Gründer stehen bei den Finanzierern meist vor verschlossenen Türen.017STA Einsatz

Egal ob Hitparade oder schwarze Liste – auf das ganz große Geld darf wohl kein Gründer hoffen. Im Durchschnitt investierte jeder Engel nur knapp 14 000 €. Zum Vergleich: Anfang 2002 war die Summe noch gut zehnmal so hoch.

 

 

 

via VDI nachrichten, sta