Fiskus trübt Laune der Business Angels
Die informellen Gründungsförderer in Deutschland haben zuletzt Kasse gemacht. Erträge wurden hoffnungsfroh reinvestiert. Hochstimmung herrscht aber trotzdem nicht.
Wenn die von Berufswegen optimistischen Start-up-Finanzierer ihre geschäftlichen Perspektiven schlechter beurteilen als ihre aktuelle Geschäftslage, dann ist etwas faul im Gründerland Deutschland – und genau das war im 2. Quartal 2012 der Fall. Ihre Geschäftslage bewerteten die 21 Teilnehmer des jüngsten Business Angels Panel noch mit durchaus respektablen 5,19 Punkten. Das liegt satt über dem langjährigen Mittel. Die Skala reicht dabei von 1 (= sehr schlecht) bis 7 (= sehr gut). Ihre Geschäftsaussichten hingegen benoteten sie nur noch mit 5,14 Punkten. So finster war die Vorausschau seit dem zweiten Quartal 2008 nicht mehr.
Was ist passiert? Eine Rolle spielen könnte eine Initiative aus dem Bundesfinanzministerium. Demnach sollen Veräußerungs-gewinne von Business-Angel-GmbHs unter Umständen nicht mehr steuerfrei sein – rückwirkend. Im Fadenkreuz stehen solche Beteiligungen, die weniger als 10 % des Unternehmenswertes umfassen. Das aber trifft auf die Mehrheit aller Business Angel-Deals zu: 63 % aller im Panel erfassten Beteiligungen fallen in genau diese Kategorie.
Andere Gründe für den eingetrübten Ausblick scheiden weitgehend aus. Es mangelt den Umfrageteilnehmern jedenfalls nicht an Beteiligungsangeboten. Jeder erhielt durchschnittlich rund 22 ausformulierte Geschäftsideen zur Prüfung vorgelegt. Auch die Qualität schien gestimmt zu haben – jedenfalls haben sich die Finanzierer jeden zweiten Businessplan genauer angesehen. Jeder fünfte mündete gar in einem Beteiligungsgespräch. Das alles sind überdurchschnittlich gute Werte.
Unterdurchschnittlich ist leider die alles entscheidende Zahl der neuen Beteiligungsverträge. Hier gab es wenig Veränderung im Vergleich zum Vorquartal: Wieder nahm nur knapp jeder vierte Umfrageteilnehmer ein neues Unternehmen unter seine Fittiche.
Aus dem Portfolio entlassen werden konnten immerhin sechs Jungunternehmen: Zweimal kauften die Gründer ihre Anteile zurück, zweimal übernahm ein anderer Finanzinvestor die Beteiligung, zweimal endete der Deal in einer Liquidation.
Beste Chancen auf himmlische Unterstützung haben aktuell wieder die Anbieter von Umwelttechnologien: 70 % der Befragten halten die Branche für attraktiv. Auf den Plätzen folgen Web-Services/E-Business (57 %), Energie (55 %) und Medizintechnik (50 %). Schlechte Karten im Spiel um Angel-Capital haben Gründer aus dem Bereich EDV-Hardware, Finanzdienstleistungen und Inter-net-Infrastruktur.
Wer Geld bekam, bekam vergleichsweise viel. Pro Deal flossen im Durchschnitt rund 60 000 €. Das ist das Vierfache des Vorquartalswertes. Auch bezogen auf den einzelnen Investor gab es eine große Steigerung: Jeder Engel investierte im Durchschnitt rund 40 000 € – dreimal so viel wie zuletzt. Zwei Drittel aller Deals entfielen auf Erstinvestments, kamen also Teams zugute, die bisher nicht vom jeweiligen Mentor betreut wurden. Das durchschnittliche Portfolio enthält gut fünf Beteiligungen.
Wegen der zuletzt relativ hohen Investitionssummen ist der Betrag, der noch für künftige Angel-Investments zur Verfügung steht, gesunken. Im Durchschnitt haben die Befragten derzeit bereits 57 % ihrer Beteiligungsgelder ausgegeben. Zuletzt waren es 51 %.
Es ist aber gut möglich, dass sich der Anteil schnell wieder erhöht. In einer Sonderfrage gaben die Panelteilnehmer Auskunft über ihre bisher erzielten Multiples, bezogen auf alle ihre Exits. Demnach haben sie ihre Anteile durchschnittlich mit etwa dem Dreifachen des Einstandspreises wieder veräußern können. Es gibt jedoch Ausreißer: Ein Engel konnte im Durchschnitt mehr als das 8-Fache seines Einsatzes erlösen. Zwei Engel räumten hingegen ein, bislang nur Verluste gemacht zu haben.
via VDI nachrichten, sta