Business Angels starten flügellahm ins neue Jahr
Business Angels Panel: Die privaten Wagnisfinanzierer in Deutschland hatten Ende 2012 kaum Freude. Sie mussten viele Beteiligungen abschreiben und bekamen wenig Vorschläge für neue Deals. Ihre Pläne für 2013 sind entsprechend verhalten: Viele wollen ihr Engagement zurückschrauben. Gründungsfinanzierung ist ein hoch riskantes Geschäft. Business Angels wissen das – und kalkulieren die Insolvenz einiger ihrer Schützlinge ein. Sie hoffen darauf, dass einzelne Top-Unternehmen die Verluste der Fehlgriffe überkompensieren. Im 4. Quartal 2012 ist dieser Plan aber allem Anschein nach nicht aufgegangen. Die 23 Teilnehmer des jüngsten Business Angels Panels meldeten insgesamt acht Exits, gleich fünf davon endeten auf dem Friedhof. Eine ähnlich schlechte Quote gab es zuletzt vor acht Jahren.
Ein wenig Licht beinhaltet die Divestment-Statistik aber auch: Ein Umfrageteilnehmer meldete, er habe sich an der Börse von zwei seiner Beteiligungen trennen können. Dieser Weg gilt als besonders lukrativ – und kam seit Jahren nicht mehr vor. Ein anderer Engel konnte seine Beteiligung an ein größeres Unternehmen verkaufen (“Trade Sale”).
Die Business Angels könnten nun versuchen, die insgesamt dunkle Bilanz mit zusätzlichen Investments aufzuhellen. Danach sieht es aber nicht aus. 2013 wird nach aktuellen Plänen sicher nicht das Jahr des großen Aufbruchs. Nur eine Minderheit will mehr Zeit in die Arbeit als Engel investieren (43 %). Mehr Geld in die Hand zu nehmen ist ebenso wenig mehrheitsfähig (43 %).
Das hat zwei Gründe: Zum einen fehlt es den Finanzierern an frei verfügbarem Kapital: Die Befragten gaben an, bereits 65 % ihrer für Angel-Investments vorgesehenen Mittel ausgegeben zu haben. So knapp bei Kasse waren die Gründungsförderer zuletzt vor sechs Jahren.
Zum anderen fehlt es anscheinend an interessanten Beteiligungsgelegenheiten. Jeder Panel-Teilnehmer erhielt im 4. Quartal durchschnittlich nur gut 13 Businesspläne zur Ansicht. Im Vorquartal waren es noch über 21.
Dementsprechend sank auch die Zahl der Vertragsverhandlungen. Im Durchschnitt führte jeder der Befragten nur zwei solcher Gespräche. Zuvor waren es noch mehr als drei.
Wenigstens blieb die Zahl der frischen Beteiligungen zuletzt auf Durchschnittsniveau: Jeder dritte Panel-Teilnehmer nahm ein neues Unternehmen unter seine Fittiche. Im Durchschnitt haben die Befragten 5,4 Firmen in ihrem Portfolio. Das Volumen ihrer Beteiligung liegt in zwei Drittel aller Fälle bei unter 10 %.
Hoffen auf himmlische Unterstützung dürfen derzeit am ehesten die Entwickler von Neuen Materialien. Die Werkstofftechniker stehen damit seit acht Jahren erstmals wieder auf Platz 1 des Beliebtheitsrankings. Auf den Plätzen folgen die Evergreens Umwelttechnik, Web-Services/E-Business, Energie und Medizintechnik.
Das ganz große Geld bekommen aber auch sie nicht. Im Durchschnitt investierte jeder Business Angel gut 46 000 €. Das ist zwar rund 50 % mehr als im Vorquartal, liegt aber doch meilenweit entfernt von den Beträgen, die etwa 2004 noch den Besitzer wechselten. Damals lag die entsprechende Summe stets bei über 150 000 €.
Unter dem Strich sind die Investoren noch erstaunlich gut gelaunt. Das zeigt der Geschäftsklimaindex: Zum Jahresabschluss 2012 bewerteten die Business Angels ihre Geschäftslage mit 5,35 Zählern. Das ist nur unwesentlich niedriger als im 3. Quartal (5,43). Die Skala reicht dabei von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut). Auch bei den Geschäftsaussichten gab es nur einen kleinen Knick: Hier sank die Beurteilung von 5,38 auf 5,30 Zähler.