20. Februar 2014

Business Angels Panel Nr. 47 (3. Quartal 2013)

Engel investieren am liebsten in Umwelttechnik

Finanzierung: Die privaten Wagniskapitalgeber in Deutschland haben im dritten Quartal auffallend viele Jungunternehmen unterstützt. Am gefragtesten waren Geschäftskonzepte, die sich mit grüner Energieerzeugung beschäftigen. Riesensummen flossen aber nicht. Ergebnisse des jüngsten Business Angels Panels.

VDI nachrichten, Düsseldorf, 15. 11. 13, sta

An den US-Börsen feiert der Wahnsinn fröhliche Urstände: Social-Web-Dienste wie Pinterest oder Snapchat werden mit Milliardensummen bewertet, obwohl sie kaum Umsätze generieren. Und der Kurznachrichtendienst Twitter sammelte gerade gut 2 Mrd. $ ein, obwohl die Gewinnschwelle nach Analystenmeinung frühestens 2015 überschritten werden kann.

In Deutschland werden46_Business_Angels_Panel_Wagnisfinanzierer_frei-01 die Anbieter von Web-Services und E-Business-Lösungen weniger gehypt. In der Gunst der privaten Wagnisfinanzierer sind sie jedenfalls gesunken. Die 26 Teilnehmer des jüngsten Business Angels Panel wählten sie nur auf Rang vier der Beliebtheitsskala.

Im Vorquartal hatte Dot.coms noch die Pole Position inne. Verdrängt wurden sie aktuell von Umwelttechnikern. Auf den Plätzen folgen Werkstoffexperten („Neue Materialien“) und Medizintechniker.

 

46_Business_Angels_Panel_Geschäftsklima_frei-01Die Laune der Gründungsfinanzier ist gut. Sowohl die Geschäftslage als auch die -aussichten bewerteten sie mit 5,48 Punkten. Dabei reichte die Skala von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut). Noch bessere Werte zeigte das Stimmungsbarometer zuletzt vor über zwei Jahren. Eine Ursache könnte der „Investitionszuschuss Wagniskapital“ sein. Mit diesem im Mai gestarteten Förderprogramm erstattet der Staat jedem Start-up-Investor ein Fünftel seiner Beteiligungssumme.

Offensichtlich hat der Zuschuss die Engel mobilisiert. Immerhin hat jeder Zweite neu investiert. So hoch war die Quote zuletzt vor vier Jahren. 46_Business_Angels_Panel_Businesspläne_frei-01Potenzielle Unternehmensgründer scheiden als Ursache für diesen Elan aus. Sie produzierten jedenfalls nicht besonders viele Businesspläne: Im Durchschnitt bekam jeder Business Angel gut 13 der ausformulierten und durchkalkulierten Geschäftsideen vorgelegt – das langjährige Mittel liegt bei über 14. Und die Qualität der Einreichungen war offenbar auch nicht überdurchschnittlich hoch. Jedenfalls hat sich jeder Umfrageteilnehmer nur knapp drei Konzepte näher angesehen – was dem Normalwert entspricht.

Spuren hinterlassen hat die neue Investitionslust der Engel auf ihren Konten. So gaben die Befragten an, aktuell bereits 68 % ihrer für Angel-Investitionen vorgesehenen Mittel ausgegeben zu haben. Das ist der höchste Wert, der je im Panel gemessen wurde. Die Umfragedaten reichen zurück bis Anfang 2002.

46_Business_Angels_Panel_Einsatz_frei-01Zwar griffen viele Finanzierer im dritten Quartal 2013 in ihr Portemonnaie, die verteilten Summen blieben aber überschaubar. Im Durchschnitt überwies jeder Engel nur knapp 22 000 €. Das ist etwas mehr als zuletzt, entspricht aber nicht einmal der Hälfte des langjährigen Mittels.

Und auf der Einnahmenseite? Insgesamt meldeten die Umfrageteilnehmer stolze 14 Divestments. In der elfeinhalbjährigen Geschichte des Panels gab es nur in zwei Quartalen noch mehr Portfolioabgänge. Leider endeten fünf der sogenannten Exits auf dem Friedhof – das Investment musste also abgeschrieben werden. In drei Fällen kaufte ein strategischer Investor die Unternehmensanteile. Ebenfalls dreimal übernahm ein anderer Finanzinvestor das Stück vom Kuchen. Zweimal konnten die Gründer ihre Anteile zurückkaufen. Ein Engel fand einen „sonstigen“ Exitkanal, benannte ihn aber nicht konkreter. Börsengänge gab es nicht.

Wichtig für Start-ups: Himmlische Unterstützung bekommt nur, wer ein ausgewogenes Gründerteam präsentieren kann. Jedenfalls gab jeder zweite Engel an, dass Beteiligungsanfragen vornehmlich am Personal scheitern. Bei jedem vierten Umfrageteilnehmer blitzen die Unternehmer in erster Linie wegen eines zu hohen Kapitalbedarfs ab. Ein unattraktiver Markt oder ein schlechter Businessplan ist nur für 17 % bzw. 8 % der Hauptgrund für eine Ablehnung.

In aller Regel ist es aber wohl eine Kombination aus verschiedenen Faktoren, die die Kapitalgeber dazu veranlassen, ihre Unterstützung zu versagen.

Und wie sieht die Zukunft aus? Aus Sicht der Business Angels wird sich 2014 unter dem Strich wenig ändern. Über die Hälfte der Befragten (52 %) will das Investitionsvolumen künftig unverändert lassen. 20 % wollen ihre Unterstützung ausbauen. Zugleich erwägen 28 %, ihr Engagement zurückzufahren.