Business Angels gehen voller Elan ins neue Jahr
Business Angels Panel: Ganz schön was los auf dem Markt für informelles Wagniskapital: Laut aktueller Studie gab es zuletzt sehr viele neue Deals und reichlich Exits. Weitgehend unbewegt zeigt sich hingegen die Liste der Lieblingsbranchen: Dot.coms bleiben auf Platz 1.
Was für ein Finale! Im Schlussquartal 2014 haben es die Business Angels in Deutschland noch mal richtig krachen lassen. Sie haben so zahlreich investiert, wie seit knapp zehn Jahren nicht mehr. Die 23 Teilnehmer des aktuellen Business Angels Panels meldeten stolze 14 Finanzierungsrunden. Rechnerisch haben also über 60% der Gründungsförderer Geld lockergemacht, um junge Unternehmen auf Kurs zu bringen – bzw. dort zu halten. Im Vorquartal waren es nur 35%.
Dieser Boom ist auf den ersten Blick erstaunlich. Denn das zahlenmäßige Angebot an neuen Beteiligungen war unterdurchschnittlich: Jeder Business Angel bekam rechnerisch lediglich zwölf Geschäftskonzepte zur freundlichen Prüfung vorgelegt. Auch die Zahl der daraus resultierenden Verhandlungsgespräche ist wenig aufregend: Jeder Umfrageteilnehmer lud zwischen zwei und drei Gründer zu einem persönlichen Treffen ein. Dass es trotzdem zu so vielen Deals kam, liegt daran, dass sich die Anfragen weniger stark auf einzelne Investoren konzentrierten. Außerdem gibt es eine psychologische Ursache: Zum Jahresende wird gerne noch mal durchgerechnet, wo eine Kapitalspritze großes Wachstum verspricht.
Gegeizt haben die Engel beim Verteilen der Spritzen nicht: Im Durchschnitt überwies jeder Einzelne rund 97.000 €. Das ist fast dreimal so viel wie im Vorquartal. Ein ähnlich hoher Wert wurde zuletzt vor acht Jahren markiert.
Das Geld floss zum Großteil in sehr junge Unternehmen: Knapp die Hälfte der beglückten Firmen waren noch in der Seedphase, also noch beschäftigt mit der Produktentwicklung. Und ein Drittel der Kapitalempfänger war in der „First-Stage“, nutzte das Geld also um das weitgehend fertige Produkt am Markt einzuführen. Der kleine Rest kam Unternehmen zugute, die expandieren wollen.
Erfreulich: 2015 soll die Finanzierungsdynamik anhalten. Nur 14% der Umfrageteilnehmer wollen die Zahl ihrer Deals im laufenden Jahr senken. 43% planen eine Fortsetzung ihres Engagements auf dem aktuell hohen Niveau. Und weitere 43% wollen sogar noch eine Schippe drauflegen.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Investitionssumme: Auch hier wollen nur 14% den Gürtel enger schnallen. 38% der Business Angels wollen hingegen den Geldhahn so weit geöffnet lassen wie zuletzt. Und fast jeder Zweite (48%) will den Kapitalstrom sogar noch verstärken.
Wo aber sollen die Mittel herkommen? Auch himmlischen Finanzierern fliegt das Geld nicht einfach so zu. Neue Investitionen sind ihnen oft nur dann möglich, wenn sie vorher desinvestiert haben, also erfolgreich Exits realisieren konnten. Tatsächlich gelang das im Schlussquartal 2014 mit 14 Exits recht gut. Rechnerisch konnte sich mehr als jeder Zweite von einer Beteiligung trennen. In weniger als einem Drittel der Fälle musste ein Investment komplett abgeschrieben werden. Stattdessen wurden u.a. vier Verkäufe an strategische Investoren („Trade Sales“), drei Verkäufe an andere Wagnisfinanzierer („Secondary Sales“) und ein Rückkauf der Anteile durch die Gründer („Buy Back“) gemeldet.
Logische Konsequenz aus hohen Investitionen auf der einen Seite und großen Einnahmen auf der anderen Seite: Das für Investments frei verfügbare Kapital ist weitgehend unverändert. Aktuell haben die Business Angels noch 31% ihres zweckgebundenen Pulvers nicht verschossen. Zuletzt waren es 35%.
Größte Hoffnung auf einen Teil dieser Mittel dürfen sich aktuell wieder die Anbieter von Web-Services und E-Business-Lösungen machen. Sie stehen zum fünften Mal in Folge auf Platz 1 der beliebtesten Branchen. Auch sonst gab es in der Hitparade wenig Bewegung: Software-Entwickler landeten wieder auf Platz 2. Den dritten Platz sicherten sich erneut die Umwelttechniker. Die Entwickler von neuen Materialien schoben sich einen Rang nach vorne und verdrängten die Medizintechniker von Platz 4 auf Platz 5.
Vergleichsweise schlechte Karten haben Gründer aus den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, EDV-Hardware und Chemie.
Aktuell beinhaltet das Durchschnittsportfolio eines Business Angels knapp sieben Beteiligungen. Jede Einzelne umfasst dabei in aller Regel weniger als 10% der Unternehmensanteile. Nur gut jede fünfte Beteiligung hat ein Volumen im Bereich zwischen 11% und 25%. In lediglich 8% der Fälle hält der Investor zwischen 26% und 50% aller Anteile. Mehrheitsbeteiligungen wurden keine gemeldet.
Zusammengefasst sind die deutschsprachigen Business Angels aktuell in bester Laune. Sie bewerteten ihre Geschäftslage im 4. Quartal 2014 mit stolzen 5,68 Punkten. Dabei reichte die Skala von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut). Das Ergebnis liegt nur hauchdünn unter dem Allzeithoch (5,69), das im 1. Quartal 2011 erzielt wurde.
Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Blick auf die Geschäftsaussichten. Hier vergaben die Umfrageteilnehmer sogar 5,73 Punkte. Auch das ist der zweithöchste Wert, der in der inzwischen 13-jährigen Geschichte des Business Angels Panels erhoben wurde.
Grafiken zum aktuellen Panel finden Sie in der Galerie: