Business Angels Panel: Die informellen Wagnisfinanzierer in Deutschland haben zuletzt viele Beteiligungen gewinnbringend veräußert. Mit Neuinvestitionen hielten sie sich aber zurück. Deutlich gestiegen in der Gunst der Gründungsförderer sind Anbieter von Finanztechnologie, sogenannte Fintechs. Ergebnisse des Business Angel Panels, II/2015.
Die Hitparade der Business Angels ist an der Spitze unverändert. Am liebsten investieren die Wagnisfinanzierer weiterhin in die Anbieter von Web-Services (Platz 1), Umwelttechniker (2) und Softwareentwickler (3). Auf den hinteren Rängen aber tut sich was. So machten Finanzdienstleister einen riesigen Satz nach vorne. Mit Platz 9 schafften sie erstmals den Sprung in die Top 10. Darin spiegelt sich der Hype um die Fintechs. Das sind Start-ups, die mit ihren Geschäftsmodellen den Banken und Versicherungen das Wasser abgraben wollen.
Das ist ein Ergebnis des jüngsten Business Angels Panels (s. Kasten). An der 54. Auflage der Befragung nahmen 31 Finanzierer teil.
Weitere Ergebnisse: Nur 29 % der Geldgeber haben im 2. Quartal 2015 in ein Unternehmen investiert. So wenige waren es zuletzt vor gut zwei Jahren. Im Vorquartal waren es noch 61 %.
Für die Zukunft aber besteht Hoffnung: Denn auf der Einnahmenseite der Gründerförderer passierte Erfreuliches: Insgesamt trennten sich die Befragten von elf Beteiligungen. Das ist gemessen am langjährigen Mittel schon recht gut. Sehr gut ist, dass nur ein einziger „Exit“ in Form eines Exitus ablief. Es musste also nur eine einzige Firma liquidiert werden. In sieben Fällen wurde der Schützling an einen strategischen Investor veräußert. Ein Mal griff ein Finanzinvestor zu. Zu den verbleibenden zwei Divestments machten die Befragten keine Angaben.
Die vielen Exits spiegeln sich auf der Habenseite wieder. Die Befragten gaben an, aktuell erst 60 % ihrer für Beteiligungen vorgesehenen Mittel ausgegeben zu haben. 40 % warten also noch auf spannende Gründungskonzepte. Vor einem Jahr waren es nur 34 %.
Auf Millionensummen aus der Hand eines himmlischen Helfers darf aber kaum ein Gründer hoffen. Laut Panel investierte jeder Business Angel durchschnittlich gut 60 000 € im 2. Quartal. Pro Deal flossen dabei gut 62 000 €. Knapp die Hälfte des Geldes (43 %) mündete in Folgefinanzierungen, kam also Gründern zugute, die bereits unter den Fittichen eines Business Angels sind.
Potenzielle Gründer schreckt das nicht ab. Sie haben den umworbenen Geldgebern zuletzt reichlich Geschäftskonzepte zur freundlichen Prüfung vorgelegt. Durchschnittlich erhielt jeder Business Angel knapp 30 Businesspläne im Untersuchungszeitraum. Das sind fast doppelt so viele wie im langjährigen Mittel. Ein wenig relativiert wird die Zahl durch einen einzelnen Panel-Teilnehmer, dem insgesamt stolze 400 Ideen eingereicht wurden.
Im Durchschnitt betreut jeder Business Angel gut fünf Start-ups. In 60 % der Partnerschaften bescheiden sich die Geldgeber mit maximal 10 % der Unternehmensanteile. Nur in 8 % der Fälle nennen die Mentoren mehr als 25 % der Firma ihr eigen. Mehrheitsbeteiligungen wurden gar nicht gemeldet.
Insgesamt bewerteten die Finanzierer ihre Geschäftslage im 2. Quartal mit 5,57 Punkten. Das ist etwas schlechter als im Vorquartal (5,71 Punkte). Bei der Bewertung der Geschäftsaussichten gab es einen kräftigeren Dämpfer. Dort vergaben die Befragten lediglich 5,4 Zähler. Hier waren es zuletzt ebenfalls 5,71. Die Skala reicht dabei von 1 (= sehr schlecht) bis 7 (= sehr gut).
Es ist zu befürchten, dass die Stimmungskurve bei der nächsten Befragung weiter in den Keller rutscht. Hintergrund sind aktuelle Überlegungen im Finanzministerium, Veräußerungsgewinne aus Streubesitzbeteiligungen zu besteuern. In der Start-up-Welt macht bereits das Gespenst vom „Anti-Angel-Gesetz“ die Runde.
via VDI Nachrichten, S. ASCHE