Industrie 4.0 wird beflügelt
Gute Nachrichten für alle Umwelttechniker und Industrieautomatisierer, die sich selbstständig machen wollen: Die privaten Wagniskapitalgeber haben sie im Fokus. Ebenfalls gute Karten beim Spiel um eine Startfinanzierung haben Medizintechniker, Web-Services-Anbieter und Softwareentwickler. Am unteren Ende der Hitparade finden sich Einzelhändler und Chemiker. Das ist ein Ergebnis des jüngsten Business Angels Panel.
Mit Millionensummen darf aber kein Start-up rechnen. Im Durchschnitt gab jeder der 24 Befragten im 2. Quartal gut 93 000 € aus. Gemessen am langjährigen Mittel ist das zwar ganz manierlich, geschönt wird die Zahl allerdings von einem einzelnen Power-Angel, der satte 1,3 Mio. € in die Hand nahm und gleich vier Unternehmen damit beglückte. Auf der anderen Seite stehen zehn Investoren, die gar kein frisches Kapital locker machten.
Die Portfoliogröße ist seit Jahren konstant. Laut Panel betreut jeder Angel rund sechs Teams. Allerdings ist die Streuung groß. Am unteren Ende finden sich zwei Investoren, die sich auf je eine Beteiligung konzentrieren. Und oben an der Spitze steht ein Hochleistungsengel mit 20 Küken unter seinen Fittichen.
Die Einnahmeseite der Finanzierer entwickelte sich zuletzt sehr positiv. Erstmals seit Langem musste kein einziges Portfoliounternehmen abgeschrieben werden. Zugleich konnten immerhin fünf Beteiligungen zu Geld gemacht werden. In drei Fällen wurden die Anteile an einen strategischen Investor veräußert. Einmal kauften die Gründer ihre Kuchenstücke zurück. Und ein Angel meldete einen Börsengang.
Entsprechend gut ist die Stimmung unter den Investoren. Sie bewerten ihre Geschäftslage aktuell mit 5,75 Punkten. Bei den Geschäftsaussichten reicht es noch für 5,71 Punkte. Dabei erstreckt sich die Skala jeweils von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut). Beide Werte liegen weit über dem langjährigen Mittel.
An der Zahl der zurückliegenden Dealanfragen kann das nicht liegen. Im Durchschnitt erhielt jeder Investor lediglich 20 Businesspläne. Zum Vergleich: ein halbes Jahr zuvor waren es noch doppelt so viele.
Nicht nur die Quantität, auch die Qualität der eingereichten Geschäftsideen hat offenbar nachgelassen. Jedenfalls führte jeder Investor durchschnittlich nur zwei Beteiligungsverhandlungen. Auch das entspricht einer Halbierung des Wertes aus dem 4. Quartal 2017. So ist es nur folgerichtig, dass auch die Zahl neuer Beteiligungen pro Kopf um ziemlich genau 50 % abgenommen hat.
Auf den ersten Blick weniger logisch ist, dass die Befragten nur noch 21 % ihrer für Angel-Investitionen vorgesehenen Mittel frei verfügbar haben. So klein war der Wert in der gut 16-jährigen Geschichte der Umfrage noch nie. Offenbar gab es Umschichtungen in den Budgets der Geldgeber. Vielleicht erhofften sie sich an der Börse eine bessere Rendite.
Gegen diese These spricht allerdings, dass die meisten Business Angels mit ihrer Arbeit nicht ausschließlich Renditeziele verfolgen. Eher sind sie langfristig orientiert und dabei getrieben vom Wunsch, neue Technologien und die Wirtschaft insgesamt voranzubringen.
Ein Hinweis in diese Richtung findet sich am Ende der jüngsten Panelerhebung. In einer Zusatzfrage ging es um EU-getriebene Pläne der Bundesregierung. Sie könnten darin münden, dass Veräußerungsgewinne aus Streubesitz körperschaftsteuerpflichtig werden – was einem direkten Griff in die Kasse der Angels gleichkäme. Trotzdem gaben 60 % der Befragten an, sich davon nicht beirren lassen zu wollen.
via VDI Nachrichten, sta