03. August 2015

„Der INVEST-Zuschuss diente als Hebel“


Beim Kongress Junge IKT-Wirtschaft im Mai in Berlin wurde die 1000. INVEST-Bewilligung überreicht. Grund für uns, einmal zurückzublicken und zu schauen, was aus dem Unternehmen wurde, das die allererste Bewilligung im Jahr 2013 erhielt. Mit BAND sprachen Thomas Hoppe (Foto), Geschäftsführer von Schülerkarriere sowie Business Angel Christian Beig.

Herr Hoppe, mittlerweile zwei Jahre ist der INVEST-Zuschuss alt. Sie waren das erste Unternehmen, das einen Bewilligungsbescheid erhielt. Wie haben Sie so früh vom Zuschuss für Wagniskapital erfahren?

Thomas Hoppe: Vor gut zwei Jahren standen wir gerade in Verhandlungen mit unserem ersten Investor und hatten parallel dazu mit der NBank sowie dem BAND Kontakt aufgenommen, um über diese Wege uns bei potenziellen Investoren vorstellen zu können. Im Rahmen dieser Gespräche haben wir vom INVEST-Zuschuss, damals noch Investitionszuschuss für Wagniskapital, erfahren. Mit Hilfe des Zuschusses haben wir es geschafft, unsere Verhandlungsposition gegenüber dem Investor zu stärken und die beabsichtigte Investitionssumme um mehr als 1/3 zu erhöhen. Der Zuschuss diente somit als Hebel, da der Investor nicht nur den Kick-back direkt mit investierte sondern die Summe noch großzügig aufrundete.

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Der damalige Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler überreicht im Jahr 2013 die erste Bewilligung im INVEST-Programm. Foto: BMWi

Wie steht Ihr Unternehmen heute da, welche Erfolge hat Schülerkarriere vorzuweisen?

Thomas Hoppe: Nach ersten Anlaufschwierigkeiten gehören wir mittlerweile zu einem der bundesweit größten Schüler-Netzwerke und erreichen digital als auch vor Ort in den über 600 Schulen gesamt knapp 1 Mio. Schüler. Durch diese Kombination aus klassischem Online-Portal mit einem individuellen Beratungskonzept vor Ort in den Schulen gehen wir einen neuen und sehr interessanten Weg, um den Schülern beim Übergang Schule-Beruf/Studium behilflich zu sein. Dazu arbeiten wir mit Dax-Konzernen ebenso wie mit KMUs als auch staatlichen und privaten Hochschulen zusammen, um den Schülern ein breites Angebot präsentieren zu können.

Mit ihren Business Angels stehen Sie nach wie vor in regem Austausch. Was hat Sie ursprünglich dazu bewogen, überhaupt auf privates Beteiligungskapital zu setzen?

Thomas Hoppe: Aus meiner Sicht liegt der größte Vorteil eines Business Angels gegenüber der klassischen Finanzierung einer Bank oder auch eines VCs darin, dass man gerade nicht nur Geld und strenge Auflagen bekommt, sondern vor allem auch Ratschläge, Feedback und Netzwerk. Unser Investor hat Interesse die Firma mittel/langfristig erfolgreich aufzubauen und nicht nur auf einen kurzfristigen Erfolg abzuzielen. Wir sind sehr froh, einen solchen Investor gefunden zu haben, der an die Idee, die Leute im Team und das Potenzial des Marktes glaubt und mit uns gemeinsam eine erfolgreiche Firma aufbaut.

Herr Beig, haben Sie auch bei anderen Beteiligungen den INVEST-Zuschuss genutzt? Ist er vielleicht sogar ein Kriterium, das mitentscheidend für ein Investment sein kann?

Christian Beig: Bisher habe ich erst einmal den INVEST-Zuschuss in Anspruch genommen und Schülerkarriere war auch das erste private Investment von mir in ein junges Start-up. Der Zuschuss war für mich nicht der treibende Grund überhaupt zu investieren, aber er hat meine Bereitschaft gestärkt, mehr als eigentlich geplant zu investieren.

Welche Ratschläge können Sie Start-ups geben, die auf der Suche nach einem Business Angel sind?

Christian Beig: Prüfen Sie genau wen Sie sich mit an Bord holen. Geld alleine bringt nicht viel, sondern das Engagement, die Leidenschaft für die Idee und das Team sind wichtig. Außerdem ist auch Motivationsfähigkeit, die Firma mittragen zu wollen, aus meiner Sicht entscheidend, was bei mir bei Schülerkarriere der Fall war. Hier gilt der Spruch: „Prüfe wer sich ewig bindet“, denn eine Beteiligung kann schwieriger als eine Ehe werden und Spannungsfelder wird es auf jeden Fall geben, die es gilt auszustehen und gut bewältigen zu können.

Mit dem INVEST-Zuschuss ist ein Werkzeug etabliert, das jungen Unternehmern hilft, private Investoren für sich zu gewinnen. Was würden Sie sich außerdem seitens der Politik wünschen, damit Angel Investing für Sie attraktiv bleibt/ für andere attraktiv wird?

Christian Beig: In diesem Bereich kann noch einiges getan werden, gerade wenn man sich die Situation in England oder den USA anschaut, wo es deutlich leichter ist in junge Unternehmen zu investieren, da spielt auch der Punkt der Abschreibung von Verlusten eine wichtige Rolle.

Zu guter Letzt: Nach der Finanzierungsrunde ist vor der Finanzierungsrunde. Ist Schülerkarriere momentan auf der Suche nach weiteren Angels? Welche Ziele haben Sie sich für Ihr Unternehmen gesetzt, Herr Hoppe?

Thomas Hoppe: Das ist richtig, nach der Finanzierung ist vor der Finanzierung. Wir sind in den letzten Jahren gut gewachsen, haben unseren Umsatz im letzten Jahr verdreifacht, dieses Jahr sieht es nach einer Verdopplung aus und wir kommen gut voran. Nichtsdestotrotz haben wir noch einiges geplant, in den kommenden Wochen kommen zwei neue Bereiche bei Schülerkarriere hinzu, die sehr großes Potenzial mit sich bringen und wir stehen aktuell mit zwei großen Partnern in Verhandlung über strategische Partnerschaften. Da wir aber in den kommenden Monaten noch einmal vor allem im Vertrieb und die IT investieren wollen/müssen, suchen wir hierfür einen Investor, der sowohl einen kleinen 6-stelligen Betrag investiert und vor allem ein spannendes Netzwerk und Kontakte mitbringt, letzteres finde ich strategisch gesehen deutlich wichtiger und das finanzielle mehr als „Eintrittskarte“ oder Beweis des Interesses und dem Glauben an die Idee.

sk_logoMehr Informationen auf www.schuelerkarriere.de

oder per Mail an kontakt@schuelerkarriere.de

 

 

Mit Thomas Hoppe und Christian Beig sprach BAND Projektmanager Matthias Wischnewsky