19. Juni 2015

Business Angels Panel Nr. 53 (1. Quartal 2015)


Business Angels Panel: Im ersten Quartal 2015 haben viele informelle Wagnisfinanzierer in ihr Portemonnaie gegriffen. Die investierte Summe war aber klein. Beste Chancen auf Kapital hatten Dot.coms. Medizintechniker hingegen sanken in der Gunst der Geldgeber.

Auf dem Markt für informelles Wagniskapital in Deutschland herrscht weiterhin viel Bewegung. Treibende Kraft waren im ersten Quartal 2015 die Unternehmensgründer: Sie verschickten rund doppelt so viele Businesspläne wie im Vorquartal. Jeder Business Angels erhielt durchschnittlich 26 der ausformulierten Geschäftskonzepte. Das ist ein Ergebnis des jüngsten Business Angels Panels (s. Kasten). Und offensichtlich war in der Masse der Einsendungen auch Klasse: 61 % der 28 Befragten haben in den ersten drei Monaten des Jahres in neue Beteiligungen investiert. Der Anteil ist damit rund doppelt so hoch wie das langjährige Mittel. Das Business Angels Panel gibt es seit 2002.

Beste Chancen auf eine himmlische Kapitalspritze hatten zum sechsten Mal in Folge Internet-Geschäftsmodelle. Platz 2 in der Hitparade der Lieblingsbranchen besetzten Umwelttechniker. Sie verdrängten Softwareentwickler auf Rang 3. Einen großen Satz nach vorne machten die Anbieter von Medieninhalten und Entertainment. Sie schoben sich von Platz 9 auf Platz 4 vor. Von dort verdrängten sie Werkstoffentwickler, also die Anbieter von Neuen Materialien. Erstmals seit über zehn Jahren nicht mehr in den Top 5 sind die Medizintechniker. Ihr kontinuierlicher Abstieg hat sie inzwischen auf Rang 6 fallen lassen.

Ganz unten in der Gunst der Finanzierer stehen Chemieunternehmen, Hardware-Hersteller sowie Maschinen- und Anlagenbauer. Finanzdienstleister – bisher stets unten im Keller mit dabei –, schieben sich stetig nach oben. Befeuert wird diese Aufwärtsbewegung von der Diskussion um Fintechs, also Gründer, die die Bankenwelt umkrempeln wollen.

Viel Geld gab es für kein Start-up – egal aus welcher Branche: Jeder Engel machte im Schnitt nur knapp 37 500 € locker. Im Vorquartal waren es noch 97 000 €.

Die sinkenden Ausgaben könnten zusammenhängen mit den sinkenden Einnahmen: Nur zwei Business Angels gelang es, eine Beteiligung an einen strategischen Investor zu veräußern (Trade Sale). So schlecht war die Exitbilanz seit fast zwei Jahren nicht. Ein Umfrageteilnehmer musste gar eines seiner Küken zu Grabe tragen, also liquidieren. Weitere Portfolioabgänge gab es nicht. Zum Vergleich: Im Vorquartal hatten die Panellisten noch 14 Divestments angegeben.

Die Laune der Business Angels blieb davon unberührt. Ihre aktuelle Geschäftslage bewerteten die Umfrageteilnehmer mit stolzen 5,71 Punkten. Das ist der höchste je erreichte Wert in der inzwischen 13-jährigen Geschichte des Panels. Dabei reichte die Skala von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (= sehr gut).

Auch beim Blick in die Zukunft geizen die Finanzierer nicht mit Zuversicht: Ihre Geschäftsaussichten bewerteten sie mit ebenfalls 5,71 Punkten. Das markiert den drittbesten Wert seit 2002.

Diese Zuversicht spiegelt sich auch deutlich wider beim himmlischen Budget: Offensichtlich haben es viele Panellisten zuletzt aufgestockt. Die Umfrageteilnehmer gaben jedenfalls an, erst 62 % ihrer Mittel, die sie für Start-up-Finanzierungen vorhalten, investiert zu haben. Im Vorquartal waren es noch 69 %. Das ist angesichts der jüngsten Einkaufsfreude und der ernüchternden Exitbilanz doppelt erfreulich.

In ihrem Portfolio umsorgen die Business Angels durchschnittlich knapp sechs Beteiligungen. Dabei reichte die Spanne von aktuell 0 bis 16. In keinem Fall ist der Investor Herr im Haus, hält also mehr als 50 % der Anteile. Die Gründer haben stets das Heft noch selbst in der Hand. In rund Dreiviertel aller Kooperationen begnügen sich die Investoren mit maximal 10 %.

36 % der Business Angels nutzen Crowdinvesting-Portale,
um interessante Deals zu finden

Die Zusatzfragen der jüngsten Panelausgabe widmeten sich dem Thema Crowdinvesting. Dabei stellte sich heraus, dass gut jeder fünfte Business Angel (21 %) schon einmal über eine einschlägige Plattform in ein junges Unternehmen bzw. eine Gründungsidee investiert hat. Und mehr als jeder Dritte (36 %) nutzt Seedmatch, Kickstarter, Companisto & Co., um nach interessanten Deals Ausschau zu halten.

Beide Zahlen könnten in Zukunft noch deutlich steigen. Denn die Befragten sind zum Großteil (61 %) der Ansicht, dass der Crowdinvesting-Markt in Deutschland in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Vom Gegenteil gehen nur gut 10 % aus.

via VDI Nachrichten, S. ASCHE

www.ba-panel.de