07. November 2018

Experten fordern mehr Offenheit für tokenized Investments


Der Regulierung entgegen? Laut Ansicht der Experten sind die Zeiten des Wilden Westens im Bereich ICO und STO vorbei. Bild: © pict rider – fotolia.de

Noch ist das Bild teilweise verschwommen, aber Tendenzen sind erkennbar und die Zeiten des „Wild Wild West“ nähern sich dem Ende. Natürlich sind auch ICOs (Initial Coin Offerings) und STOs (Security Token Offerings) an die vorhandene Gesetzeslage gebunden, im Detail wären aber spezielle Regulierungen notwendig, um den deutschen und europäischen Markt konkurrenzfähig zu halten.

So lassen sich die großen Linien beschreiben, die das diesjährige BANDexpertforum gezogen hat. Unter dem Titel „Das Geheimnis ICO – Geld aus dem Nichts? Massenmarkt oder Selbstzerstörung“ diskutierten im Frankfurter Main Incubator 100 Experten und Teilnehmer Status und Zukunft von tokenized Investments. Unter den Experten waren neben vielen wichtigen Praktikern der ICO und STO Welt auch zahlreiche Vertreter renommierter deutscher Kanzleien vertreten, die sich mit diesem sich rasant entwickelnden Investmentsektor befassen.

Den mittels ICO emittierten Utility Tokens, deren Zahl und Monetarisierung zuletzt stark gesunken ist, wurde von den meisten Experten keine große Zukunft eingeräumt, allenfalls als Nischenprodukte, z.B. als Bonusprogramme, würden sie sich halten können. Der Trend geht hin zu Security Tokens, die einen echten Gegenwert für Investoren bieten. Nach deutschem Recht sind dabei Genussrechte die Anlageform der Wahl und zwar unabhängig von der Rechtsform des emittierenden Unternehmens.

Weil Utility Tokens nicht aufsichtspflichtig sind, wurden in der Vergangenheit viele Tokens als Utilities etikettiert, die in Wahrheit der Aufsicht unterliegende Securities waren. Dieses „Wild Wild West Szenario“ nähert sich dem Ende, darüber waren sich die meisten Teilnehmer einig.

Die Mehrzahl der Whitepapers, die gegenwärtig von den Emittenten herausgegeben werden, sind haftungsanfällig. Sicher vor der zivilrechtlichen Prospekthaftung scheinen nur kurze, drastische Warnungen der Investoren oder Whitepapers zu sein, die sich an den Regeln des Prospektrechts orientieren und dann schnell 120 Seiten Umfang annehmen können. Wünschenswert wäre eine Regulierung, die eine Reduzierung auf ca. 30 Seiten vorsieht, wo die wichtigsten Bullet Points für den Investor aufgeführt sind.

Die weiteren Regulierungsüberlegungen bezogen sich auf die Frage, ob Tokens einer besonderen zivilrechtlichen Qualifizierung bedürften sowie auf die Thematik einer aufsichtsrechtlich klaren, einfachen und abgestuften Einordnung der Tokens. Einigkeit bestand darin, dass der ICO/STO Markt international ist und daher eine einheitliche europäische Regulierung anzustreben ist. Viel erreicht wäre bereits, wenn die deutsche Aufsichtsbehörde, die BaFin, ihre behördliche Aufgabe nicht nur in der Aufsicht sehen würde, sondern auch in der Unterstützung bei der Suche nach neuen Lösungen. Als Beispiel wurden Sandbox Experimente in Großbritannien und die Öffnung von Gestaltungsspielräumen durch die Aufsichtsbehörde der Schweiz genannt. Der Glaube mancher, „laxere“ Regulierungen in Malta, Luxemburg oder Liechtenstein seien für sie nutzbar, könne sich jedoch als gefährlicher Irrweg erweisen, da für deutsche Unternehmen und deutsche Staatsbürger das deutsche (Straf)recht gelte.

Ändert sich also in der neuen Welt der per Blockchain exekutierten Investments alles? Nein, die klassischen Investmentmaßstäbe Team, Geschäftsmodell, Skalierbarkeit, Markt, Kommunikation etc. helfen auch hier, Enttäuschungen zu vermeiden, vor allem, wenn sie mit gesundem Menschenverstand gepaart werden. Darüber gab es unter den Experten keinen Dissens.

Das BANDexpertforum, eine Veranstaltungsmarke von Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND), führt einmal jährlich ausgewiesene Experten für spezifische Fragen des Business Angels Marktes mit Marktteilnehmern zusammen, um im Diskurs aktuelle Themen auf dem Weg zu einer Lösung voranzubringen.