02. Oktober 2020

Größerer Rückstand trotz Wachstum auf dem deutschen Venture Capital-Markt


Am 30. September veröffentlichte KfW Research, die Forschungsabteilung der staatlichen Förderbank KfW, eine neue umfangreiche Studie zur Situation der deutschen Risikokapitalbranche. Die gute Nachricht: Die jährlichen VC-Investitionen steigen, seit 2014 von 0,7 Mrd. EUR im Jahr 2014 auf rund 1,9 Mrd. EUR 2019. Die schlechte Nachricht lautet allerdings: Das ist deutlich zu wenig, um im europäischen und vor allem im internationalen Vergleich mithalten zu können – der Abstand wächst sogar, trotz eigenen Wachstums.

Vergleicht man die Entwicklung des deutschen VC-Marktes z.B. mit Frankreich und Großbritannien anhand des Anteils am Bruttoinlandsprodukt (BIP), wird deutlich, dass diese sich deutlich stärker entwickelt haben und der deutsche VC-Markt sogar hinter der Entwicklung der Europäischen Union insgesamt zurückbleibt. Im Durchschnitt der Jahre 2017–2019 lagen die VC-Investitionen in Deutschland bei nur 0,047 Prozent der BIPs. Die EU gesamt kommt im selben Zeitraum auf 0,053 Prozent, Frankreich auf immerhin 0,068 Prozent und Spitzenreiter Großbritannien auf 0,098 Prozent seiner BIPs des Zeitraums. Ein Faktor dafür sei, dass in Deutschland an rund 90 Prozent der Finanzierungsrunden ab einem niedrigen zweistelligen Millionenbereich ausländische Investoren beteiligt seien, vielfach sogar als Hauptfinancier. Die Studie interpretiert dies als Zeichen für einen „noch nicht ausgereiften VC-Markt“ in Deutschland.

Beim Blick auf die Zielsektoren der VC-Investitionen entfällt der mit Abstand größte Anteil in Deutschland (45 Prozent) auf den Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien, was sich auch in den anderen großen Volkswirtschaften Europas vergleichbar zeigt. Nachholbedarf erkennt die Studie im Bereich Biotech/Gesundheitswesen, der mit 18 Prozent zwar auf Rang zwei rangiert, im Vergleich zu beispielsweise Großbritannien aber hinterherhinkt. Erfreulich „stark“ ist in Deutschland hingegen der Sektor Energie und Umwelt mit einem Investitionsanteil von 4 Prozent, was relativ wenig erscheint, im europäischen Vergleich aber den höchsten Wert darstellt.

Die Studie hat auch aktuelle Entwicklungen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie betrachtet. Dem historischen Absturz des VC-Geschäftsklimas und einem verunsicherten deutschen VC-Markt im ersten Quartal 2020 folgte eine spürbare Erholung im zweiten, die die Studie nicht zuletzt dem Hilfspaket für des Bundes für Start-ups im Gesamtvolumen von 2 Mrd. EUR (Säule II) zuschreibt.

Die gesamte Studie von KfW Research können Sie sich hier herunterladen.

Foto: WrightStudio@Adobestock