Evaluation fordert aber: Öffentlichkeitsarbeit muss „klotzen statt kleckern“
Seit Mai 2013 bezuschusst der Bundeswirtschaftsminister Investitionen von Business Angels in junge, innovative Unternehmen mit 20% der Investitionssumme. Die bereits jetzt erfolgte Evaluation von INVEST – Zuschuss für Wagniskapital durch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim (ZEW) kommt zu dem Schluss, dass das Programm „im bisherigen Verlauf durchaus als Erfolg gewertet werden kann” (S. 250).
Eines der Ziele der Evaluationsstudie war, die Effekte des Programms auf den Markt für privates Wagniskapital und seine Bedeutung für Start-ups abzuschätzen. Wichtigste Botschaft der Evaluation: das Urteil der Zielgruppen von INVEST fällt eindeutig positiv aus, 97% der befragten geförderten Investoren und immerhin 64% der geförderten Start-ups ziehen eine erneute Antragstellung in Erwägung (S. 133). Darüber hinaus wird die unbürokratische Umsetzung des Programms einhellig gelobt, Verbesserungen sind aber erwünscht hinsichtlich einer klareren Kommunikation von Förderausschlüssen sowie der Beibringung von Belegen in digitaler Form.
Bezüglich der Antragstellung empfehlen die Autoren der Studie außerdem, dass die Vorgaben der Rechtsform, des Geschäftszwecks und der Mehrheitsverhältnisse innerhalb der Business Angels GmbH gelockert werden sollen. Die außerdem empfohlene Erhöhung der förderfähigen Gesamtsumme ist durch das Bundeswirtschaftsministerium ja bereits angekündigt und soll noch in diesem Jahr in Kraft treten.
Ein wichtiges Ziel der Etablierung von INVEST ist es, Anreize für Privatpersonen zu schaffen, die bislang nicht als Business Angels in Erscheinung getreten sind, aber das finanzielle und unternehmerische Potenzial dazu besitzen: Bei gut einem Fünftel der befragten geförderten Investoren handelt es sich um sogenannte Virgin Angels, also Personen, die erstmalig Start-ups mit Kapital und Know-how unterstützen. Grundsätzlich stellt die Studie fest, dass die von INVEST geförderten Kapitalgeber in der Mehrheit Business Angels und eben nicht passive Privatinvestoren sind. Sie erwiesen sich außerdem als professioneller als nichtgeförderte Investoren, die vergleichend befragt wurden.
Ausräumen konnten die Wissenschaftler offenbar die Kritik, dass sich die Investoren den Mitnahmeeffekt von INVEST zu nutzen machten, da 88% der bewilligten Summe zusätzlich als Kapital in Start-ups investiert worden sind (nach Auskunft der Angels). Auffällig ist hierbei, dass vor allem Virgin Angels den Zuschuss nutzten, um ihre Investitionen aufzustocken. Insgesamt ergibt sich dann ein positiver Nettoeffekt: „Zu jedem eingesetzten Euro werden zusätzlich 50 ct. in junge Unternehmen investiert“ (S. 204).
Ist also alles gut? Nicht ganz, denn in der Evaluation steht noch einmal schwarz auf weiß, was den Akteuren der Start-up Szene nicht verborgen geblieben ist: „Ein großes Manko des INVEST‐Programms liegt an seiner geringen Bekanntheit“ (S. 202). Dies gilt zwar nicht für Business Angels, die bei BAND oder in regionalen Netzwerken engagiert sind. Sie sind in aller Regel mit dem INVEST Programm vertraut. Bei nichtorgansierten Investoren sieht die Lage aber deutlich anders aus. Nur 20% der befragten Kapitalgeber kannten das Programm überhaupt; gerade sie stellen aber eine weitere Kernzielgruppe von INVEST dar. Daneben ist es selbstredend von Interesse, andere vermögende Personen auf die Möglichkeiten des Programms hinzuweisen. Dies könnte in Anbetracht des ohnehin schon hohen Anteils an Virgin Angels erfolgversprechend sein. Die Maxime, die die Wissenschaftler vom ZEW bezüglich der Bewerbung von INVEST ausrufen, lautet folgerichtig: „klotzen statt kleckern“ (S. 251).
Der bisher eingeschlagene Weg der Öffentlichkeitsbildung war zwar in der Zielgruppe der organisierten Business Angels erfolgreich. Der gezielte Einsatz von BAND als Multiplikator (auf Veranstaltungen, durch eine eigene Roadshow und in Publikationen) hat in den Kreisen der in Deutschland sichtbar agierenden Angel Investoren Erfolge gezeitigt. Gut ein Viertel der geförderten Investoren wurde durch regionale Business Angels Netzwerke oder BAND auf die Möglichkeit, INVEST zu nutzen, aufmerksam gemacht (vgl. S. 111). Folgerichtig heißt es in der Evaluation: „Im Hinblick auf die Kosteneffizienz denkbarer Marketingmaßnahmen wird weiterhin angeregt, bestehende Kooperationen mit relevanten Verbänden (z.B. mit BAND) zu nutzen und weiter auszubauen“ (S. 139).
Um noch mehr Breitenwirkung zu erzielen und vor allem Virgin Angels anzusprechen, ergeben sich aus der Befragung die Empfehlungen, dass man verstärkt auf Kampagnen in Print und Onlinemedien sowie eine größere Präsenz auf Messen und Veranstaltungen setzen sollte.
BAND sieht sich in seinem Engagement für INVEST durch die Evaluation bestätigt und bestärkt. Eine Befragung der im Verzeichnis der förderfähigen Unternehmen auf der BAND Website geführten Start-ups hat ergeben, dass 38 % von ihnen einen Investor gefunden haben.
BAND wird INVEST daher kontinuierlich weiter begleiten, sei es über Best Practice und Success Stories, das Verzeichnis förderfähiger Unternehmen (www.band-ivz-verzeichnis.de) oder durch die Einbindung auf Veranstaltungen, wie etwa dem Deutschen Business Angels Tag 2016 in Nürnberg (www.businessangelstag.de).
Die komplette Evaluation können Sie auf den Seiten des BMWi einsehen:
Langfassung
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/I/invest-evaluierung-langfassung,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf
Kurzfassung
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/I/invest-evaluierung-kurzfassung,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf