(v.l.) Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr.-Ing. Can Azkan, Dr.-Ing. Alexander Kreyenborg und Dustin Chabrowski, SIMPL
Im Dezember fand im Umweltministerium in Düsseldorf die Jurysitzung und anschließende Preisverleihung des KUER.NRW Businessplan Wettbewerbs 2023 statt. Dort hat SIMPL – zusammen mit SA-Dynamics – den ersten Platz belegt.
Hier berichtet Can Azkan, CEO und Co-Founder von SIMPL, im Interview mit Anne Degenhardt, Projektmanagerin Business Angels Deutschland e. V. (BAND), über sein Start-up und die Visionen für die Zukunft.
AD: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sieg beim KUER.NRW Businessplan Wettbewerb 2023, der u.a. von Business Angels Deutschland e. V. (BAND) durchgeführt wurde. Können Sie Ihr Geschäftskonzept kurz erklären?
CA: Während unserer Forschungstätigkeiten am Fraunhofer-Institut in Dortmund haben wir festgestellt, dass der Maschinen- und Anlagenbau sich stark Richtung Service bewegt. Der klassische Verkauf einer Neuanlage rückt mehr in den Hintergrund wohingegen innovative Geschäftsmodelle wie Pay-per-use aufkommen. An dieser Stelle setzen wir mit SIMPL an und verhelfen Maschinenherstellern ihr Servicegeschäft strategisch auszubauen. Dazu haben wir ein Service-Lifecycle-Management System entwickelt, das dabei hilft, Serviceprozesse wie Instandhaltung und Wartung effizienter zu gestalten und höhere Umsätze im After-Sales zu generieren.
AD: Was ist das Ziel Ihres Unternehmens und welche Vision haben Sie für die Zukunft?
CA: Unser Ziel ist es, ein ganzheitliches Servicemanagement entlang des Lebenszyklus einer Maschine und Anlage zu ermöglichen – zunächst mit dem Fokus auf Maschinenhersteller. Das Interessante ist, während unserer langjährigen Forschungstätigkeit war häufig im Maschinenbau „Predictive Maintenance“ das Paradebeispiel für innovative angewandte Lösungen. In der Realität ist der Servicetechniker jedoch noch mit einem Klemmbrett unter dem Arm unterwegs und „Predictive Maintenance“ bedeutet häufig noch Ölwechsel nach 10.000km.
An diesem Punkt setzt unser Ansatz mit SIMPL an: Wir holen die Unternehmen zunächst da ab, wo sie heute stehen und ermöglichen die digitale Planung und Steuerung aller Serviceprozesse. In einem zweiten Schritt setzen wir innovative Technologien wie der künstlichen Intelligenz oder Large-Language Modellen ein, die auch für den Anwender einen wirklichen Mehrwehrt bringen. Das Ergebnis ist nicht nur eine erhebliche Produktivitätssteigerung, sondern auch eine spürbare Stärkung des Servicegeschäfts, insbesondere für Maschinenhersteller.
AD: Wie finanzieren Sie sich bislang?
CA: Aktuell wird die Finanzierung durch die Unterstützung des Fraunhofer ISST, erhaltene Auszeichnungen sowie die Gewinnung erster zahlender Kunden sichergestellt.
AD: Was sind Ihre Finanzierungspläne für die kommenden Monate?
CA: Nach unserem Businessplan verfolgen wir das Ziel, eine erste Finanzierungsrunde im 2. Halbjahr diesen Jahres abzuschließen. Gepaart mit wiederkehrenden Einnahmen unserer Kunden soll dies das nachhaltige Wachstum von SIMPL sichern.
AD: Wofür benötigen Sie im Moment Kapital?
CA: Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, ein starkes Team aufzubauen, um zunächst die Entwicklung verschiedener Module in SIMPL voranzutreiben. Ab dem 2. Halbjahr planen wir die Expansion unseres Vertriebsteams, um potentielle Kunden gezielter anzusprechen.
AD: Welche (Veranstaltungs-)Formate wären für Sie wichtig, um mit potenziellen Angel Investor*innen in Kontakt zu kommen? Haben Sie Wünsche?
CA: Derzeit bestehen zahlreiche vielversprechende Möglichkeiten, in Kontakt mit Business Angels zu treten, darunter auch verschiedene Veranstaltungen, die von BAND organisiert werden. Eine herausragende Stärke der Business Angels liegt vor allem in ihrem Branchen- und Domänen-Know-how. Hier wäre es beispielsweise sehr interessant, wenn branchenspezifische Events abgehalten werden, wie zum Beispiel in unserem Fall mit dem Fokus auf Industrie- bzw. produzierende Unternehmen.
Eine weitere Idee: Während unserer Zeit mit SIMPL im Xpreneurs-Inkubator in München hat uns besonders das Format FamilienUnternehmerTUM beeindruckt. Hier wurden gezielt Verbindungen zwischen Familienunternehmen als potenziellen Investoren und Kunden sowie den Start-ups geschaffen. Ein solches Format wäre zweifellos auch für das Ruhrgebiet oder sogar für ganz NRW spannend.
AD: Was haben Sie aus dem Businessplan Wettbewerb KUER.NRW an Key Learnings mitgenommen?
CA: Hier sind mehrere Dinge zeitgleich zu nennen. Es wird einem ein super Netzwerk geboten, um mit interessanten Persönlichkeiten in den Austausch zu kommen. Dazu konnten wir durch Gespräche mit Experten aus dem KUER-Netzwerk sowie anderen Gründungsteams unsere Annahmen weiter schärfen und in Teilen auch validieren. Letztendlich spielt es aber auch eine große Rolle, generell die eigenen Ideen auf großer Bühne präsentieren. Nur so erhält man Aufmerksamkeit und es ergeben sich daraus häufig wichtige Kontakte. Hier sind der Businessplan Wettbewerb sowie BAND eine große Hilfe!
AD: Haben Sie im Rahmen des Businessplan Wettbewerbs KUER.NRW Kontakt zu Angel Investor*innen aufnehmen können?
CA: Definitiv! Seitdem sind wir sowohl mit mehreren institutionellen Investoren als auch Business Angels in Kontakt.
AD: Welche Netzwerke und Partnerschaften sind für den Erfolg von SIMPL relevant?
CA: Es startet mit dem Aufbau eines starken Netzwerks zu potenziellen Kunden und erstreckt sich über wichtige Kontakte zu Vereinen und Verbänden bis hin zu einem anfänglichen Netzwerk potenzieller institutioneller Investoren. Nicht zu vergessen: Ein regelmäßiger Austausch mit der eigenen Peer-Group und anderen Start-ups in einer ähnlichen Phase ist ebenfalls unglaublich viel wert!
AD: In welchen grünen Branchen sehen Sie für SIMPL das größte Potential und warum?
CA: SIMPL konzentriert sich auf die Herausforderungen einer effizienten und nachhaltigen Instandhaltung von Maschinen und Anlagen. Nach der Inbetriebnahme einer solchen Maschine sind oft über viele Jahrzehnte hinweg Services wie Instandhaltungsmaßnahmen erforderlich. Daher ist dieses Thema in verschiedensten Industriebereichen über einen langen Zeitraum von Relevanz. Größtes Potential sehen wir jedoch aktuell im klassischen Maschinenbau-Mittelstand, der sich nach und nach immer mehr für innovative Technologien öffnet.
AD: Was sind Ihre Träume?
CA: In Bezug auf SIMPL? Dass wir es als Team schaffen, ein starkes und nachhaltiges Unternehmen aufzubauen – mit zumindest, einem kleinen Impact – um die deutsche Industrie auf das nächste digitale Level zu heben!
AD: Was möchten Sie in fünf Jahren erreicht haben?
CA: Vom Start-up zu einem Scale-up geworden zu sein mit einer starken dreistelligen Kundenbasis und einem hervorragenden Team mit toller Unternehmenskultur!
AD: Was würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?
CA: Tauscht Euch mit anderen Gründerinnen und Gründern, Investoren & Mentoren aus, stellt Eure Idee bei jeder Gelegenheit vor und das Wichtigste – Ihr könnt nicht früh genug anfangen, Euch mit potenziellen Kunden zu verbinden.
AD: Vielen lieben Dank, Herr Azkan, für die Beantwortung unserer Fragen und dass Sie sich Zeit genommen haben. Alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg für SIMPL.
Über SIMPL:
SIMPL Videoportrait: Simpl – KUER.NRW Businessplan Wettbewerb 2023 (youtube.com)
Kontakt: can.azkan@simpl.de