Rund 350.000 Euro investiert ein Business Angel jährlich im Durchschnitt in Start-ups; jedenfalls gilt das für die bei Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) akkreditierten Angels Investoren. Zum zweiten Mal hat BAND als Verband der Business Angels und ihres Ökosystems eine genau auf die Zielmarke 100 Angels ausgelegte Befragung durchgeführt und der Wert der jährlichen Investition differiert zwischen 2018 und 2019 nur um 10 %. Er ist von 372.298 Euro auf 334.047 Euro leicht gesunken. Die genannten Zahlen beziehen sich auf Angels, die im jeweiligen Jahr aktiv waren und die Höhe ihres investierten Kapitals exakt angegeben haben. Eine große Stütze ist der staatliche INVEST – Zuschuss für Wagniskapital. Es gibt kaum einen Angel, der nicht prüft, ob er diesen Zuschuss nutzen kann.
Im Detail zeigt die Befragung Veränderungen und Trends, die nicht immer zum Positiven ausschlagen. Die 100 befragten Angels haben insgesamt 22.715.164 Euro investiert, was im Vergleich zum Vorjahr rund ein Viertel weniger ist. 25 von ihnen waren in 2019 gar nicht aktiv, auch hier ein negativer Trend, denn im Vorjahr waren es nur 12. Mit insgesamt 197 Beteiligungen lag die Zahl der getätigten Deals zwar 20 % höher, aber die durchschnittliche Investitionssumme pro Deal brach auf 115.305 Euro ein, in 2018 lag sie bei 194.449 Euro pro Deal. Die Investoren scheinen also vorsichtiger geworden zu sein und ziehen es vor, ihr Geld breiter zu streuen. Dafür spricht auch die massive Gewichtsverlagerung hin zu Folgefinanzierungen: 58,1% (13.201.000 Euro) flossen in Folgefinanzierungen, nur 9.514.164 Euro (41,9%) in Erstfinanzierungen. Wichtiger als Neuinvestments ist die Sorge um das bereits eingegangene Engagement, nicht nur, um sich vor Verwässerungen ein wenig zu schützen, sondern auch weil oft die potenten Folgeinvestoren fehlen.
Besonders problematisch ist die Exitbilanz, wie die Studie zeigt. Sie hat sich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich verschlechtert: Während zuletzt 62,7% gescheiterte Investments 37,3% erfolgreichen Exits gegenüberstanden, hielten sich vorher beide noch in etwa die Waage. Damals standen 30 erfolgreichen Exits 31 gescheiterte Beteiligungen gegenüber. Nur noch jeder sechste Angel konnte sich zuletzt über einen erfolgreichen Exit freuen.
BAND Vorstand Ute Günther sieht die große Gefahr, dass Business Angels mangels Exitchancen die Lust zu investieren verlieren könnten: „Es ist höchste Zeit“, meint sie, „dass die politischen Rahmenbedingungen für Exits in Deutschland besser werden. Der Zukunftsfonds ist ein erster Schritt dahin. Es muss die Börse als wesentlicher Exitkanal wiederbelebt werden. Auch brauchen wir mehr und größere Venture Capital Investitionen. Sonst verdursten die von Business Angels finanzierten Start-ups, bevor sie die Tränke erreichen.“
Quelle: Insights Angel Investing in Deutschland 2020, BANDthema im Fokus, 12/2020 mit weiteren Aspekten wie Branchenfokus und Syndizierungshäufigkeit (PDF)