Ute Günther, BAND: „Daten nicht zusammenphantasieren!“
Business Angels sind die wichtigsten Finanziers innovativer Start-ups in der frühen Unternehmensphase. Aber wie viele Angel Investoren gibt es in Deutschland und Europa, wie viele davon sind weiblich? Wie hoch ist die Gesamtsumme ihrer Finanzierungen, wie groß die durchschnittliche Beteiligung in Euro und in Prozent? Sind es in Deutschland 1510 Angels Investoren, wie in einem europaweiten „Statistic Compendium 2014“ behauptet wird oder zwischen 6.500 und 9.000, wie das ZEW Mannheim vorsichtig annimmt?
Auf diese scheinbar einfachen Fragen gibt es also oft viele verschiedene Antworten und die meisten davon halten einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand.
Das Problem: Wie soll man seriöse statistische Daten ermitteln in einem Markt, der informell und privat abläuft und in dem die Beteiligten Informationen über ihre Deals oft ungern weitergeben? Wissenschaftlich akzeptabel geht das nur, wenn man Methoden und Quellen offen legt und dann zeigen sich bei dem, was an Daten ermittelt ist, schnell riesige Lücken und Widersprüche.
Darüber bestand unter den Forschern aus 15 europäischen Ländern beim 2. Europäischen Angel Investment Forschungskongress am 22.02.2016 auf dem Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen relativ schnell Einigkeit. Im Mittelpunkt der kritischen Auseinandersetzung stand vielmehr der Vertreter der Europäischen Kommission, Luuk Borg, von der General Direktion Connect. Die Kommission hat einen Forschungsauftrag erteilt, der die Ermittlung umfangreicher und tiefgestaffelter Daten über Business Angels nicht nur für die 28 EU Staaten, sondern für insgesamt 41 europäische Staaten erwartet.
„Was da verlangt wird, ist ein Ding der Unmöglichkeit,“ fasst Dr Ute Günther, Vorstand Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) und zugleich Vizepräsidentin des europäischen Angel Verbandes BAE, die gemeinsam die Tagung ausgerichtet haben, die Meinungen zusammen. Und: „Wir müssen jetzt vermeiden, dass wieder Zahlen zusammenphantasiert werden. Vielmehr müssen das Wünschbare und das Machbare in Übereinklang gebracht werden.“
Zunächst, das war ein weiteres Ergebnis der Konferenz, müssten die methodischen Grundlagen verbessert und für Europa möglichst vereinheitlicht werden. Denn es genügt nicht nur, den sog. sichtbaren Markt zu erforschen – das sind im Wesentlichen die Angels, die Mitglieder in Netzwerken sind, für die es aber auch nur zum Teil Daten gibt. Der unsichtbare Markt – sozusagen der Teil des Eisbergs, der unter Wasser liegt, – dürfte viel größer sein, ist aber nur schwer zu ermitteln.
Einen vielleicht europaweit gangbaren methodischen Weg hierfür wies Dr. Georg Licht vom renommierten Forschungsinstitut ZEW in Mannheim auf. Das ZEW ermittelt die Angels über ihre Beteiligungsunternehmen, denn deren Daten sind leichter zugänglich. Dass Business Angels für Venture Capital die wichtigsten Partner nicht mehr nur in der Frühphase sind, belegte Dr. Michael Brandkamp, Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds mit den Zahlen dieses größten deutschen Seedfonds. Seine Daten, das ist jedenfalls sicher, stimmten bis hin zur Einerstelle.
Business Angels Europe
Conference on Angel Investment Research 2016
Monday, 22nd of February 2016
ZOLLVEREIN UNESCO World Heritage Site
Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen
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