Sie hat ihren Beruf zum “Hobby” gemacht: Investment Manager Sandra Fisher ist auch privat als Business Angel engagiert.
Beruflich sind Sie bei einer Venture Capital Firma als Principal & Investment Manager tätig. Wie kamen Sie dazu, sich auch privat als Business Angel zu engagieren?
Die generelle Freude an der Zusammenarbeit mit Start-ups, mein Unternehmergeist und die potentiellen Erfolgschancen junger Unternehmen, die nicht in den Investment-Fokus von iVentureCapital passen, führen zu diesem Engagement. Ich habe viel Zeit im Silicon Valley verbracht und eine Weile dort gelebt. Im Bereich Start-ups und Business Angel Investment sind wir in Deutschland zwar schon ein Stück weiter, wir können im Vergleich aber noch eine Menge verbessern. Das eine ist die Risikobereitschaft, das andere ist das für Start-ups in frühen Phasen zur Verfügung stehende Investitionsvolumen. Es wird allerdings noch einige Jahre dauern, bis wir noch mehr Business Angels in Deutschland haben, die durch New Technology-Unternehmen ihr Kapital aufgebaut haben und in Start-ups dieser Art investieren. Wir müssen also auch Kapital von Unternehmern mobilisieren, die sich in der „Old Economy“ auskennen. Die persönliche Vernetzung und der gegenseitige Vertrauensaufbau sind dabei eine wichtige Voraussetzung für mehr Syndizierung. Dies wird bereits durch verschiedene Organisationen, wie auch BAND, b-to-v, Venturate, FundersClub oder ClubDeal – um nur einige zu nennen – gefördert. Wir brauchen noch mehr davon!
Haben Sie einen Branchenfokus bei Ihren Beteiligungen? Steht dieser in Zusammenhang mit ihren beruflichen Erfahrungen vor/neben Ihren BA-Aktivitäten?
Der Fokus ist sehr breit ausgelegt – ich bin „Generalist“, daher sind neue Bereiche grundsätzlich spannend und erweitern den Horizont. Aufgrund meinen Erfahrungen in der Management Beratung und aus nordamerikanischen IT Konzernen setze ich mich gerne mit sehr unterschiedlichen Technologien und Business Modellen auseinander. Allerdings halte ich mich aus Projekten heraus, wo ich keinerlei Background mitbringen kann, wie z.B. stark engineering-getriebenen Themen.
Achten Sie bei Ihren Beteiligungen auf regionale Nähe? Wie beurteilen Sie die Hamburger Start-up Szene insgesamt?
Die Orientierung an zukunftsträchtigen Themen muss übergreifend und global stattfinden, mit Schwerpunkt auf Europa und Nordamerika. Strategisch und operativ unterstützen kann man bedauerlicherweise tatsächlich nur wirklich gut, wenn das Start-up kurzfristig zu erreichen ist. Das Start-up selbst sollte allerdings von Anfang an global ausgerichtet sein.
Die Hamburger Start-up Szene ist gut entwickelt und im Vergleich zu Berlin eher solide. Hanseatisch eben. Ein Unternehmer in Hamburg beleuchtet eine Idee einige Male mehr, bevor sie zum Start-up wird. Mittlerweile gibt es gute Initiativen und Veranstaltungen, um Start-ups untereinander und mit Investoren zu vernetzen. Im Vergleich zu Berlin ist die Anzahl geringer, aber gute Start-ups haben auch keine Zeit, sich ständig auf Events aufzuhalten. Die Themenvielfalt in Hamburg ist sehr breit ausgerichtet, während Berlin eher einen Schwerpunkt im Bereich B2C und München im Bereich Engineering hat. Die Nähe zum Hamburger Hafen bringen dazu gute Ideen im Bereich Logistik, die teilweise direkt mit traditionellen Unternehmen umgesetzt werden. Als Medienstandort bringt Hamburg dazu sehr gute Start-ups zu Themen wie Mobile- und Online-Advertising sowie Lösungen für digitale Inhalte.
Welche Qualitäten muss ein Gründerteam mitbringen, um Sie zu begeistern und von einem Investment zu überzeugen?
Das Team muss sich in ihren jeweiligen Profilen gegenseitig ergänzen und – wie alle so schön sagen – „für die Idee brennen“. Es hilft nicht, wenn die Gründer hervorragende Programmierer sind aber keinen an Bord haben, der die Idee erfolgreich in den Markt einbringt und skaliert. Ich bevorzuge Gründer, die bereits ein paar Erfahrungen in anderen Unternehmen gesammelt haben. Entweder als Angestellte, in denen die operativen Zusammenhänge erkannt wurden oder als Gründer eines vorherigen Start-ups. Dabei spielt es keine Rolle, ob dieses Start-up ein Erfolg oder Flop war. Aus Fehlern wird man bekanntlich schlau. Auch eine Einstellung, die im Silicon Valley wesentlich ausgeprägter ist.
Zum Abschluss eine Frage zum Business Angel Ecosystem in Deutschland: Was gefällt Ihnen gut und was muss sich Ihrer Ansicht nach in der Frühphasenfinanzierung ändern?
Wie schon vorher erwähnt, brauchen wir mehr Investitionsvolumen in frühen Phasen der Start-ups, bevor sie die Kriterien der VCs für eine Investitionsrunde erfüllen und die entsprechenden KPIs nachweisen können. Hier sind Business Angel und ihr Zusammenschluss zur Syndizierung gefragt. Aber wir werden nur weitere Business Angels für Investitionen in Start-ups gewinnen können, wenn der steuerrechtliche Rahmen für Investoren attraktiver gestaltet wird. Aber das Thema ist nicht neu und wird bereits stark diskutiert. Ich hoffe nur auf sinnvolle und zügige Umsetzung durch die Politik.
Großbritannien hat hier einen interessanten Ansatz: die Initiative „TechCity“ unterstützt die Start-up-Szene mit unterschiedlichen Ansätzen. Zunächst wurden die Türen der „10 Downing Street“ für Start-ups durch z.B. ein monatlich stattfindendes „Tech Breakfast“ geöffnet. Man hört zu und versucht die Probleme junger Unternehmer zu verstehen und direkte Ansätze zur Lösung zu finden. Daraus sind Dinge entstanden wie z.B. Steuererleichterungen für Umsätze aus R&D Entwicklungen mit Unterstützung der öffentlichen Hand auf 10%, Unterstützung für Rekrutierungsmaßnahmen, Schulterschluss mit Institutionen in den USA und vieles mehr.
Derartige Initiativen, die direkt auf konkrete Problemstellungen eingehen, unterstützen die Überlebens- und Skalierungsfähigkeit junger Unternehmen. Das dadurch reduzierte Risiko schafft positive Grundlagen für Frühphasen-Investitionen.
Kontakt
Sandra Fisher
T: +49-40-80 81 25-401
E: sf@iVentureCapital.com
Mit Sandra Fisher sprach BAND Projektmanager Matthias Wischnewsky
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